home

N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Startseite · Oper & Konzert · Hausbesuch

Appenzeller Bachtage

Seit sechs Jahren arbeiten Chor & Orchester der im schweizerischen St. Gallen ansässigen J. S. Bach-Stiftung an einem Mammutprojekt. Unter der Leitung von Rudolf Lutz führt man Monat für Monat in der Kirche des benachbarten Örtchens Trogen eine Bach-Kantate gleich zwei Mal auf. Denn dazwischen wird eine „Reflexion“ eingelegt, bei der der barocke Kantatentext aus heutiger Sicht von einer Persönlichkeit aus Kultur, Wirtschaft oder Politik betrachtet wird. Wohl im Jahr 2030 soll dann dieses Bach-Unterfangen nicht nur komplettiert, sondern vollständig auf DVD, CD und in einer Text-„Bach-Anthologie“ dokumentiert sein.
Aufbauend auf den Erfahrungen der ersten Jahre, in denen bereits 70 Kantaten im historischen Klanggewand zu hören waren, veranstaltet die Bach-Stiftung nun erstmalig die Appenzeller Bachtage (13.– 17. August). Und besonders diskutiert wird dabei die Frage, auf welchem aufführungspraktischen Weg man Bach am Nächsten kommt. Wie kann man, darf man, soll man Bach heute aufführen? Was meint die neueste Bachforschung? Was sagen die Interpretinnen und Interpreten? Was offenbaren historische Bachinterpretationen? Was können wir in der aufgeklärten Moderne mit den barocken Texten (noch) anfangen? Und was hat der Lutheraner Bach Andersgläubigen und Areligiösen zu sagen? All diesen Themenkomplexen werden sich hochkarätige Musikwissenschaftler und Praktiker wie Michael Maul (Leipzig) und Jörg-Andreas Bötticher (Basel) in ihren Referaten widmen. Aber selbstverständlich kommt zum Einstand auch das gehaltvolle Klangereignis nicht zu kurz. In Privathäusern und kleineren Sälen treten etwa Pianistin Angela Hewitt sowie Mayumi Hirasaki (Violine) und Christine Schornsheim (Hammerflügel) auf. Noldi Alder und sein Ensemble spiegeln Bach tatsächlich in der Appenzeller Volksmusik! Und bei dem Kantatenkonzert erklingt Bachs „Was frag ich nach der Welt“ (BWV 94) mit internationalen Spitzensolisten wie Nuria Rial. Insgesamt 19 Veranstaltungen sorgen so für fünf ereignisreiche Tage in einer stimmungsvollen Atmosphäre und Landschaft des Appenzeller Mittellandes.

Reinhard Lemelle, 07.06.2014, RONDO Ausgabe 3 / 2014



Kommentare

Kommentar posten

Für diesen Artikel gibt es noch keine Kommentare.


Das könnte Sie auch interessieren

Gefragt

Lisa Batiashvili

Ohne Zopf und doppelten Boden

Auf ihrem ersten Bach-Album wirkt die georgische Geigerin bestrickend – aber ohne verzopfte […]
zum Artikel

Festival

Händel-Festspiele Halle

Friedlicher Opernstreit

Bei den Händel-Festspielen in Halle erlebt man große Oper, den „Messias“ auf Italienisch und […]
zum Artikel

Gefragt

Junge Deutsche Philharmonie

Zukunft fest im Blick

Die in Frankfurt a. M. beheimatete Junge Deutsche Philharmonie sorgt seit jetzt genau 40 Jahren […]
zum Artikel


Abo

Top