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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Zugabe

Namen, Nachrichten, Nettigkeiten: Neues von der Hinterbühne

Juan Diego Flórez hat mit den »Dacapo«-Verboten an der Mailänder Scala und der Metropolitan Opera gebrochen. Mit 18 hohen Cs in Donizettis »La fille de régiment« dürfte er damit zugleich aktueller Rekordhalter sein. An der Met erhielt zuletzt Luciano Pavarotti im Jahr 1994 die Erlaubnis, eine Arie (in »Tosca«) bei laufender Vorstellung zu wiederholen. Selbst in Italien ist dergleichen heute nicht mehr üblich. Juan Diego Flórez hat im Übrigen seine deutsche Freundin Julia Trappe geheiratet. Das Fernsehen war dabei. Ein Video der Hochzeitszeremonie in der Kathedrale von Lima, bei der auch Perus Staatspräsident anwesend war, kann man auf YouTube sehen (http://www.youtube.com/watch?v=B3YklRze5kM&NR=1).
Bariton Erwin Schrott, der Verlobte der Sopranistin Anna Netrebko, ist von einem britischen Konzertveranstalter verklagt worden, weil er einen vertraglich zugesicherten Auftritt in der Londoner Cadogan Hall nicht absolvieren will. Laut »Gramophone« wirft der Veranstalter dem Bariton Respektlosigkeit und mangelnde Professionalität vor. Schrotts Management weigert sich, den Vorfall zu kommentieren.
Nach einem schweren Sturz und Komplikationen bei der Heilung seiner Schulterverletzung will Maxim Vengerov seine Geigenkarriere möglicherweise beenden, zumindest auf unbestimmte Zeit unterbrechen. Er plant Auftritte als Dirigent.
Krystian Zimerman ist nicht nur Pianist und passionierter Eistaucher, sondern bekanntlich auch ein notorischer Perfektionist. Vor Konzerten schlägt er ein Zelt über dem Klavier auf, um es für den Abend zu präparieren. Dem britischen »Pianist Magazine« erzählte Zimerman jetzt eine hübsche, selbst erlebte Arthur-Rubinstein-Anekdote. Bei einem Spaziergang in den 70er Jahren in der Nähe der Pariser Avenue Foch griff Rubinstein plötzlich in die Tasche seines abgetragenen Anzugs, um ein Taschentuch zu suchen. Er zog ein Stück Papier hervor, mit dem er sich unverzüglich den Mund abtupfte. Als er es entfaltete, sagte er: »Oh, guck mal, das hat doch Jean gemalt.« Zimerman wusste mit der Bemerkung nichts anzufangen, erhielt das Papier aber mit der Bemerkung, er könne es behalten. Die Zeichnung, von Arthur Rubinstein »mündlich signiert«, stammte von Jean Cocteau. Sie hängt heute in Zimermans Arbeitszimmer an der Wand.
Ganze 347 Mal hob sich an der New Yorker Metropolitan Opera bereits der Vorhang für Franco Zeffirellis »La Bohème«-Inszenierung. Womit sie nun offiziell den Titel als meistgespielte Produktion in der Geschichte des Hauses für sich beanspruchen darf. Anlässlich der Rekordvorstellung wurde der Regie-Altmeister nun unter dem Jubel des Publikum von Met- Chef Peter Gelb geehrt. Der italienischen Zeitung »Corriere della Sera« gab der als konservativ bekannte Wahl-Positaner indes ein Zeugnis seiner humanistischen Gesinnung zu Protokoll: »Ich würde meine Hunde niemals mit in die Scala nehmen.« Ob Zeffirelli damit das musikalische oder szenische Niveau der als avantgardistisch nicht eben verschrienen Scala angreifen wollte, ist nicht überliefert. Im Hinblick auf einen Opernbesuch der Hunde ergänzte er jedoch: »Es wäre Folter für sie.«
Die Wiener Philharmoniker haben mit einer internen Abstimmung Klarheit darüber zu erzielen versucht, ob sie weiterhin als Opernorchester der Wiener Staatsoper fungieren wollen. An der regen Gastspieltätigkeit hatte sich zuletzt die Kritik des Noch-Staatsoperndirektors Ioan Holender entzündet. Er hatte die Zukunft des Orchesters an der Wiener Staatsoper infrage gestellt. Es war vorgekommen, dass das Orchester an drei Orten gleichzeitig aufgetreten war – in der Staatsoper, im Theater an der Wien und auf Tournee.
Der letzte Auftritt von Luciano Pavarotti war nicht echt. Bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele in Turin sang der Tenor sein »Nessun dorma« nur playback. Dies hat jetzt sein Pianist Leone Magiera in dem Buch »Pavarotti. Visto da Vicino« enthüllt. Bereits die Vorproduktion der Arie soll den gesundheitlich angeschlagenen Sänger bis an die Grenzen seiner Kräfte gebracht haben.

Robert Fraunholzer, 07.06.2014, RONDO Ausgabe 3 / 2008



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