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Märchen fangen gerne so an: Es war einmal ... und auch diese Geschichte klingt ein bisschen danach. Es war einmal ein Bariton, der hatte eine Sehnsucht. Er wollte unendlich viele Lieder ein und desselben Komponisten auf kleine silberne Scheiben bannen. Da er wusste, dass dazu merkantile Unterstützung nötig war, griff er eines Tages zum Hörer, rief bei der Firma an und trug sein Ansinnen vor. Die Dame, der er von seinem Plan erzählte, war sofort Feuer und Flamme. Wenig später trafen sie sich, und schon nach einer halben Stunde Gespräch waren sie sich einig.
Kurz die harten Fakten des Unternehmens, das mit der CD »Sehnsucht« startet: Elf CDs umfasst das Projekt, darin vereinigt die »Winterreise«, »Die schöne Müllerin« und »Schwanengesang« sowie eine Unmenge an Liedern Schuberts, die zum Teil nicht mal Eingeweihten bekannt sind. Die Körnerlieder etwa oder die Schlegelvertonungen, wer darf von sich ernsten Gewissens behaupten, sie wirklich zu kennen? Oder wer will behaupten, ein Lied wie »Fräuleins Liebeslauschen« je in seinem Leben vernommen zu haben? Selbst Goerne gibt freimütig zu, einiges von dem Repertoire, das er nach intensiven Studien ausgewählt hat, erstmals zu Gesicht bekommen zu haben. Und weil das so ist, hielt er Ausschau nach einem Experten, der ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen könnte. In Toulouse wurde er fündig: Christophe Ghristie heißt der Mann, der eigentlich alles über das (Schubert-) Lied weiß und über eine enorme Kenntnis auch auf anderen Gebieten der Kunst und Kultur gebietet . »Das Tolle an Ghristie ist, dass er zwar sehr vertraut mit dem Lied ist, aber nicht aufdringlich wie ein Musikgeschichtsprofessor. Bei ihm mischt sich das Wissen um die Praxis und das theoretische Verständnis«, sagt Goerne. Gemeinsam mit dem Franzosen hat er zwingende Programme erarbeitet, damit das Ganze mehr wird als nur ein enzyklopädisches Amüsement.
Glücklich ist Matthias Goerne auch über die Auswahl der Klavierpartner bei dieser »Schubertiade« – allen voran Christoph Eschenbach, den Goerne für einen phänomenalen Pianisten hält: »Er besitzt eine ungeheure Vitalität und die Gabe, in Sekundenschnelle feinste Schwingungen aufzuspüren, die vom Sänger kommen.« Mit ihm gemeinsam wird er die drei »Zyklen« aufnehmen sowie in Rezitals präsentieren. Eine reizvolle Kombination. Auch die weiteren Pianisten, die ihn auf seiner Schubertreise begleiten, sind, wie man so schön sagt, Berufene. Den Auftakt macht Elisabeth Leonskaja, mit der Goerne bereits zusammengearbeitet hat. Es folgen Eric Schneider, Helmut Deutsch, Alexander Schmalz, Andreas Haefliger, Wolfram Rieger und Ingo Metzmacher. Für Insider ist dies keine wirklich große Überraschung, denn man weiß, dass Metzmacher ein überdurchschnittlicher Pianist ist. Außerdem hat er die Feuertaufe schon bestanden – als Goernes Partner bei einem Liederabend in der Wigmore Hall. Auch so ein Märchen ...
harmonia mundi
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