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Irgendwie passt dieser Film ins Mozartjahr: Da kommt ein Junge auf die Welt, der sich im Alter von sechs Jahren als mathematisches und musikalisches Talent entpuppt, dann in diese Wunderkindrolle hineingedrängt wird und erst einmal die Probleme der ihn umgebenden Erwachsenen lösen muss, bevor er die Freiräume findet, in denen er sich angemessen entwickeln kann.
Es geht allerdings nicht um den kleinen „Amadeus“, sondern um ein Kind unserer Zeit: Vitus ist ein Junge, der lieber „normal“ wäre und vor seinem eher desinteressierten Vater und seiner pädagogisch ganz und gar in Richtung Wunderkind und Ausbildung zielenden Mutter am liebsten zu seinem Großvater in die Berge flieht – einem eigensinnigen, widerborstigen Lebensphilosophen, dessen Schreinerei auf Vitus große Faszination ausübt. Hier träumt er einen ganz anderen Traum: den Traum des Fliegens nämlich, in dem sich auch das Motiv der Flucht und der Überwindung widerspiegelt.
Wie dieses Schweizer Künstlerdrama des Schweizer Filmemachers Fredi M. Murer ausgeht, sei nicht verraten. Das Besondere am Film ist jedoch: Die Rolle des Vitus übernimmt ein wirklich musikalisch Frühbegabter – der 1992 geborene Pianist Teo Gheorghiu. Er spielt einerseits an der Seite des Großvaters Bruno Ganz die Hauptrolle, andererseits hat er die klassischen Tracks zum Soundtrack beigetragen – so zum Beispiel zwei Sätze aus Schumanns Klavierkonzert und Stücke von Liszt, Mozart und Scarlatti.
Im Rahmen seiner Arbeit am „Vitus“-Film gab der junge Pianist, der unter anderem in London studiert, auch gleich sein Debüt in der Zürcher Tonhalle – mit Schumanns Klavierkonzert. Die klassischen Momente des Filmes sind in die Filmmusik des Schweizer Komponisten Mario Beretta eingebettet, die als Gegenbild die seelischen Zustände der Hauptfigur zum Ausdruck bringt – übrigens auch mit deutlicher Verwendung des Klaviers. Wie eine Insel im Fluss der Musik und der Geschichte wirkt ein Ausschnitt aus Bachs „Goldberg-Variationen“ – gespielt vom russischen Pianisten Alexey Botvinov.
Oliver Buslau, 11.10.2014, RONDO Ausgabe 6 / 2006
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