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1997 verstarb im Alter von 82 Jahren Sviatoslav Richter und damit eine der faszinierendsten Pianistenpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, der selbst Kollegen wie Emil Gilels, Glenn Gould oder Artur Rubinstein tiefe Bewunderung entgegen brachten. Tatsächlich unterschied sich der aus dem ukrainischen Schytomyr stammende Richter in seiner Physiognomie und seinem Spiel völlig von allen anderen. Ohne eine Mine zu verziehen, nahm dieser stets das Blitzlichtgewitter und den ganzen PR-Hype scheuende Riese den Begrüßungsapplaus entgegen. Und kaum hatte er – wie in den letzten Jahren – dann das Saallicht runterfahren lassen und seine auf die Noten gerichtete Leselampe angeknipst, wurde man Ohrenzeuge von klanggewordenen Sehnsüchten und Explosionen, von einer Erhabenheit und Milde, wie man sie von keinem anderen Pianisten geboten bekam. Über 3.600 Konzerte hat Richter im Laufe seiner langen Karriere gegeben, wie sein Biograf Bruno Monsaingeon einmal fleißig durchgezählt hat. Zudem ist sein Spiel auf rund 800 offiziellen CD-Einspielungen dokumentiert. Im Vorfeld des 100. Geburtstages von Richter im nächsten Jahr liegen nun in einer Box all seine Aufnahmen gebündelt vor, die er zwischen 1958 und 1992 auch als Kammermusiker, Liedbegleiter und Konzertsolist für die drei Renommierlabels Decca, Philips und Deutsche Grammophon eingespielt hat. Und ob es nun die zuckende Dämonie bei Liszt, das innig Kantable bei Bach und Schubert oder das hinausgeschleuderte Pathos bei Chopin und Schumann ist – man kann wahllos eine CD herausgreifen und ist sofort mittendrin in einem singulären Gefühls- und Gedankenkosmos.
Guido Fischer, 15.11.2014, RONDO Ausgabe 6 / 2014
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