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Kein Sari. Anoushka Shankar trägt Jeans und T-Shirt. Wenn sie spricht, dehnt sie mit ihrem amerikanischen Akzent alle Vokale in die Länge. Sie wirkt auf den ersten Blick wie eine dieser ewig fröhlichen Kalifornierinnen, die am liebsten surfen. Doch der Schein trügt. Obwohl die 24-Jährige ihre Teenagerzeit in San Diego verbrachte, zieht sie ihre Sitar dem Surfbrett vor. Auf ihrer CD „Rise“ verbindet sie traditionelle indische Musik mit zeitgenössischen Klängen. Stilsicher bewegt sich die Kosmopolitin zwischen Raga, Flamenco oder Elektrobeats. Dafür bekam sie ihre zweite Grammy- Nominierung – und das Lob ihres Vaters Ravi Shankar. Der weltberühmte Sitarspieler unterrichtete sie seit ihrem elften Lebensjahr; mit 13 durfte sie mit ihm auf Tournee gehen. 1997 spielte sie seine Komposition „Konzert Nr. 1 für Sitar und Orchester“ mit dem London Symphony Orchestra, ein Jahr später nahm sie ihr Debütalbum „Anoushka“ auf, für ihre CD „Live at Carnegie Hall“ wurde sie 2003 erstmals für den Grammy nominiert.
Eine Bilderbuchkarriere. Gleichwohl steht Anoushka Shankar bis heute im Schatten ihres Vaters. „Die einen wollen, dass ich sein musikalisches Erbe weiterführe“, bekennt sie. „Die anderen behaupten, ich hätte nur Erfolg, weil ich Ravi Shankars Tochter bin.“ Das kränkt sie ebenso sehr wie die ewigen Vergleiche mit ihrer Halbschwester Norah Jones: „Sie wird überall bejubelt, mich beschimpft man als talentlos.“ Schürt das den Neid? Nein: „Wir stehen uns sehr nah. Vielleicht werden wir irgendwann sogar zusammenarbeiten.“
Ein Projekt mit Norah Jones könnte Anoushka Shankar zum Superstar machen. Bitte nicht, wiegelt sie ab: „Wer Millionen Platten verkauft, verliert schnell den Bezug zur Realität. Das wäre nichts für mich.“ Für sie zählen keine Umsatzzahlen, sie will nur eins: ihre Visionen verwirklichen: „Als Pionierin habe ich keine Scheu, mich über die Grenzen zwischen E- und U-Musik hinwegzusetzen. Für Genrediskussionen interessiere ich mich nicht, ich will gute Stücke komponieren.“
EMI
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