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Auch Riesentalente müssen sich an die Spielregeln halten. Das bekam die 16-jährige Hilary Hahn zu spüren, als sie sich der traditionellen Prüfungszeremonie zu unterziehen hatte, um am renommierten Curtis Institute of Music in Philadelphia ihren Bachelor Degree machen zu dürfen. Eigentlich hätte Hahn auch als schlagendes Argument einfach ihre Aufnahme mit den Bach-Sonaten und -Partiten einreichen können, die sie gerade eingespielt hatte und mit der sie sich auf einen Schlag innerhalb der Geiger-Elite etablierte. Doch schon damals hatte der Teenager Hilary Hahn nichts für Extrawürste übrig. Sie schob ihr noch junges Star-Dasein für eine ordentliche Ausbildung in den Hintergrund. Zum Glück, kann man rückblickend sagen. Denn aus Hahn ist eine der wohl ausdrucksstärksten und mitreißendsten Meisterinnen an der Geige geworden. Zudem konnte eine musikalische Partnerschaft weiter reifen, die 1993 begonnen hatte, als sich Hahn und die aus China stammende Pianistin Natalie Zhu, ebenfalls Schülerin am Curtis Institute, zum ersten Mal begegneten. Natalie Zhu: „Das erste Stück, das wir zusammen spielten, war die Debussy-Sonate. Und ich war überrascht, wie doch eine so zierliche Person wie Hilary so einen fantastischen Sound produzieren konnte.“ Dass beide dann ein Jahr später vom Institute-Direktor Gary Graffman ins Konzertleben geworfen und mit einer Hand voll Mozart-Violinsonaten zu einem Kammermusik-Festival nach Frankreich geschickt wurden, war eine Feuertaufe, die sich längst ausgezahlt hat. „Wir verstehen uns sehr gut als Freundinnen und musikalische Partner“, so Zhu. Und Hahn bestätigt: „Wir kennen unsere Gewohnheiten, weil wir eben so lange zusammenarbeiten.“
Und auch wenn Hahn und Zhu den großen Mozart-Kosmos umschreiben, spricht daraus mehr die Begeisterung an den vier jetzt eingespielten Sonaten als an akademischer Gelehrigkeit. Besondere Ratgeber bei der Auswahl waren dabei die alten Partituren mit den Notizen Hahns: „Ich hatte sie mit einfachen und doppelten Sternchen versehen und Hinweise für mich an den Rand geschrieben: ‚schöner langsamer Satz‘ und ‚wundervoller Charakter‘.“ Solch einen Überschwang mit allen musikantischen und musikalischen Möglichkeiten in die Tat umzusetzen – das ist Hahn und Zhu mehr als nur gelungen. Dank der Zartheit und Sensibilität in der Farbgebung, der Aufrichtigkeit und Körperlichkeit in der Tonfülle und nicht zuletzt dank einer Vitalität, die eigenen Atem und Stand dokumentiert, besitzt diese Mozart-Folge Idealmaße. Was Hilary Hahn wohl zu den 14 weiteren Violinsonaten Mozarts angemerkt hat?
DG/Universal
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