„The Sound Of Jazz“, diesem CBS-Programm vom 8. Dezember 1957, geht ein Ruf wie Donnerhall voraus. CBS wollte nichts weniger, als den Klang des Jazz in seinen damals ja noch zeitgenössischen Ausprägungen vom Chicago Stil bis zum Cool Jazz zu dokumentieren. Im Zentrum stand eine Art Traum-Count-Basie-Band mit Roy Eldridge unter den Trompetern, Coleman Hawkins, Ben Webster und Gerry Mulligan unter den Saxofonisten und den Rhythmus-Legenden Freddie Green und Jo Jones an Gitarre und Schlagzeug. Weitgehend dieselben Musiker bildeten das Ensemble für Billie Holidays herzzerreißenden Blues „Fine And Mellow“; die nominelle Leitung dabei hatte der Holiday-Pianist Mal Waldron. Dazu kam der Tenorist Lester Young, Holidays einstiges Alter-Ego. Die nonverbale Zwiesprache zwischen Holiday und Young gehört zum Bewegendsten im gefilmten Jazz. Weitere Höhepunkte der Sendung waren Trio-Auftritte des Cool-Jazz-Multi-Instrumentalisten Jimmy Giuffre und des Pianisten Thelonious Monk. Ein Jahr später produzierte CBS „The Sound Of Miles Davis“. Das legendäre Quintett des Trompeters ist dabei in das filigrane Orchester von Gil Evans eingebettet.
Neben diesen legendären Schätzen enthält die Blu-ray „The Sound Of Jazz“. einen Auftritt des Ahmad Jamal Trio, außerdem das einzige live Filmdokument von Charlie Parker und den Norman-Granz-Film „Jammin‘ The Blues“ von 1944. Das Material der nachträglich aufgenommen LP zur The Sound Of Jazz-Sendung gibt es als Audio-Bonus
Historisch ist auch der Film über Albert Mangelsdorff von 1980. Der Posaunist hatte damals das mehrstimmige Spiel zur höchsten Vollendung entwickelt. In strengem Schwarz- Weiß beobachtete Regisseurin Lucie Herrman den Bläser bei Solo-Auftritten und beim Üben und entlockte ihm intime Einblicke in seine Entwicklung. Endlich ist dies – über die Regisseurin direkt als DVD zu erwerben („Oh Horn“, lucie.herrmann@t-online.de).
Die Produktion vom „Sun Ra Arkestra Under The Direction Of Marshall Allen“, aufgenommen 2014 in Istanbul, ist eher quasi-historisch, denn es ist immer ein Hauch von Unauthentischem um derartige Ghostbands – auch wenn es das anarchische Brodeln über krude holpernde Riffs im Sinne des seligen Meisters gibt. Eine pianistische Entdeckung ist Farid Barron, dafür ist der Gesang von Tara Middleton und Marshall Allen selber von fragwürdiger Intonation.
In ‘N’ Out/inakustik
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