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Wahrscheinlich würde Ernest Ansermet im Grab rotieren, wenn er die nicht nur positiven Schlagzeilen mitbekommen hätte, die das von ihm gegründete Orchestre de la Suisse Romande (OSR) in letzter Zeit produziert hat. Wenigstens hat gerade Jonathan Nott seinen ab Januar 2017 wirksamen Chefdirigentenvertrag bei einem Orchester unterschrieben, das 2018 seinen 100. Geburtstag feiern wird. Bis 1967 und damit in sage und schreibe 40 Jahren machte Ansermet aus dem Schweizer Orchester einen internationalen Top-Klangkörper, der sich trotz seiner qualitätsbewussten Vielseitigkeit vor allem zu einem Spezialistenensemble für die französische Musik entwickelte. Und glücklicherweise ließen der 1883 am Genfer See geborene Dirigent und sein Orchester zwischen 1952 und 1967 keinen Studiotermin aus, um einen riesigen französischen Partiturenberg abzuarbeiten. Die „French Music“- Box umfasst da en masse Debussy (u. a. „Pélleas et Mélisande“), Berlioz, Ravel und Chabrier, aber auch Offenbach, Fauré und Bizet. Und selbst die Schweizer Landsleute Arthur Honegger und Frank Martin nehmen einen gewichtigen Teil bei dieser musikalischen Zeitreise ein, bei der Ansermet und das OSR bis auf ganz wenige Ausnahmen (u. a. Francks arg pathetisch ausgepolsterte Sinfonie) zum großen Gefühl und opulenten Farbenrausch gehörig auf Distanz gingen. Dennoch ist bei aller Genauigkeit und Transparenz, die Ansermet als Verfechter von Werktreue ausweisen, gleichzeitig seine unhörbare Leidenschaft für die(se) Musik allgegenwärtig.
Guido Fischer, 04.06.2016, RONDO Ausgabe 3 / 2016
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