Kriminalkommissar Reuter und Dr. Stradivari standen vor einem Schaufenster, in dem alte Bücher und Noten ausgestellt waren. Über dem Eingang stand in großen Buchstaben „Antiquariat Perlinger“. „Es hat hier gestern einen Einbruch gegeben“, sagte Reuter. „Ich frage mich, ob dabei alles mit rechten Dingen zuging.“
„Bei Einbrüchen geht es selten mit rechten Dingen zu, oder?“, brummte Stradivari, der nicht besonders gut gelaunt war. In einer knappen Stunde begann die Figaro-Premiere, auf die er sich schon seit Wochen freute. „Sie verstehen schon, was ich meine“, seufzte Reuter.
Perlinger war ein nervöser Glatzkopf, der ständig den Kopf schüttelte, als ob er selbst nicht glauben konnte, was ihm widerfahren war. „Wie ich den Kollegen gestern schon gesagt habe: Die Diebe müssen durch den Hintereingang eingedrungen sein. Bargeld haben sie nicht finden können. Ich lasse nie Geld über Nacht im Laden. Dafür wurden aber wertvolle Dinge gestohlen.“
„Bücher?“, fragte Dr. Stradivari. „Auch. Eine Erstausgabe von Albert Schweitzers Werk über Johann Sebastian Bach von 1908. Eine Schellack-Schallplatte, auf der Rachmaninow sein drittes Klavierkonzert spielt. Und außerdem das hier … Ich habe zum Glück ein Foto davon gemacht.“ Er hielt Stradivari und Reuter ein Handy hin. Soweit der Doktor auf dem kleinen Display etwas erkennen konnte, handelte es sich um ein Konzertplakat. In altertümlicher Schrift wurde ein Werk von Giuseppe Verdi angekündigt. Ein Streichquartett. Darunter stand in etwas kleineren Lettern „Società del Quartetto“, und es gab eine Ortsangabe: „Firenze“, also Florenz. Das Datum lautete „13 Ottobre 1873“. Das Prägnanteste war ein wild hingeworfener Schriftzug, der quer über das Plakat verlief, und den Stradivari als Signatur von Giuseppe Verdi erkannte.
„Sie können sich vorstellen, wie kostbar dieses Plakat ist“, sagte Perlinger. „Vor allem, wo es diese Signatur trägt.“ „Worum geht es hier?“, fragte der Kommissar. „Ich dachte, Verdi war ein Opernkomponist? Wieso steht da was von einem Quartett?“ „Er hat im Frühjahr 1873 ein Streichquartett geschrieben“, erklärte Stradivari. „Verdi war wegen Opernproben in Neapel, konnte jedoch wegen der Unpässlichkeit einer Sängerin nicht arbeiten. So hat er sich die Zeit vertrieben, indem er das Quartett schrieb. In Italien wurde damals Kammermusik nicht besonders geschätzt. Die hier vermerkte Quartettgesellschaft in Florenz versuchte das zu ändern.“
„Genau“, sagte Perlinger. „Das Plakat ist ein einzigartiges musikhistorisches Dokument …“ „… das es so aber sicher nie gegeben hat“, unterbrach ihn Stradivari scharf. „Sie machen uns hier ganz schön was vor, Herr Antiquar!“
Was meint Dr. Stradivari damit?
Wenn Sie die Lösung wissen, schreiben Sie sie an stradivari@rondomagazin.de oder postalisch an RONDO, Kurfürstendamm 211, 10719 Berlin – bitte auch Ihre Kontaktdaten nicht vergessen! Unter allen Zuschriften verlost RONDO in Kooperation mit dem Label CAvi-music fünf Exemplare des neuen Mitschnitts von Verdis Streichquartett vom „SPANNUNGEN“-Festival in Heimbach (mit u. a. Christian Tetzlaff und Maximilian Hornung). Einsendeschluss ist der 16. September. Viel Glück!
Es gehört zur weiterspinnenden Wagner-Mystik des 19. Jahrhunderts, dass das Dirigat seiner Musik so aufwühlend sei, dass es am Lebensnerv des Dirigenten nage. Doch dass die Musik selbst zum Tode führe? Mit Felix Mottl und Joseph Keilberth stehen tatsächlich zwei Namen im Raum, die bei Wagner-Aufführungen starben (Keilberth), bzw. nach einem dort erlittenen Zusammenbruch (Mottl). Dennoch stimmt ein wichtiges Detail an der Darstellung nicht: Es war die ohnehin schon todestrunkene Oper „Tristan und Isolde“, nicht der „Ring“, der für beide Dirigenten zum Schicksal wurde. Die Zahlenkolonnen zum „Schwertmotiv“ stammen also eher vom geldgierigen jungen Kollegen, als vom verstorbenen Glasner selbst.
Oliver Buslau, 27.08.2016, RONDO Ausgabe 4 / 2016
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