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Die Zeiten, in denen zeitgenössische Musik an die Ränder des Konzertbetriebs gedrängt wurde, sind zwar noch nicht ganz vorbei. Trotzdem erfreut sich musikalisch Visionäres wie damit auch Fördernswertes ständig wachsender Beliebtheit beim neugierigen Publikum. Davon können nicht nur etwa die Neue Musik- Festivals in Köln („Acht Brücken“), Essen („NOW!“) oder Berlin („Ultraschall“) berichten. Auch die traditionsreiche Musiklandschaft Sachsen- Anhalts wird inzwischen äußerst erfolgreich mit brandneuen Klängen bespielt. Seit das Impuls-Festival vor 10 Jahren an den Start gegangen ist, hat sich die Zuschauerzahl auf mehr als 9.000 Besucher verdreifacht – was für einen Konzertreigen, der auf den Einkauf ausschließlich prominenter Ensembles und Solisten verzichtet, schon allein eine Auszeichnung ist. Überhaupt unterscheidet sich das von dem niederländischen Komponisten und Kulturmanager Hans Rotman auf die Beine gestellte und bis heute künstlerisch verantwortete Impuls- Festival von den entsprechenden Reihen in den Großstädten. Nicht nur bespielt man neben Halle, Dessau und Madgeburg auch kleinere Städte, wie in diesem Jahr Wernigerode und Halberstadt. Sondern man geht auch mit sogenannten „Auswärtsspielen“ auf Reisen und stellt das Festival musikalisch auch in der Berliner Landesvertretung vor. Um aber vor allem die Neue Musik einem breiten Publikum zu öffnen, baut man in das über einmonatige Programm zahlreiche Jugendprojekte ein und arbeitet besonders eng mit den Klangkörpern vor Ort und aus der Nachbarschaft zusammen, wie etwa dem MDR Sinfonieorchester aus Leipzig.
Das oberste Prinzip bei all dem lautet: „Neue Musik lecker machen!“ Dieses Credo hat Rotman auch der 10. Ausgabe auf die Fahnen geschrieben und es 2017 noch um das niederländische Motto „Volharding“ erweitert. Übersetzt lautet es soviel wie „Standhaftigkeit“, „Entschlossenheit“. Entsprechendes Rückgrat, fernab einer sich dem Publikumsgeschmack anbiedernden Haltung, besitzen daher die ausgewählten Werke und Komponisten – was dennoch nicht heißt, dass man Furcht vor allzu unbekömmlichen und sperrigen Experimentalklängen haben muss.
In Kooperation mit dem irakischen Kunstfestival Tarkib ist das gemeinsam von der Chinesin Leyan Zhang und Hans Rotman komponierte Musiktheaterstück „Spiel im Sand“ entstanden, dessen Uraufführung das Festival eröffnen wird. Auf dieses Stück, das sich u. a. mit dem spanischen Bürgerkrieg beschäftigt, folgt ein Gesprächskonzert zum 100. Geburtstag des koreanischen Wahl-Berliners Isang Yun. Außerdem stehen neue Werke diesmal des niederländischen Altmeisters Louis Andriessen und des Belgiers Wim Henderickx auf dem Programm wie auch ein „Lutheroratorium“, für das der vielfach ausgezeichnete Schriftsteller Christoph Hein den Text geschrieben hat. Und während sich in Abschlusskonzerten die Teilnehmer der Meisterklassen für junge Dirigenten- und Komponistentalente vorstellen, präsentieren die großartige Neue Musik-Chanteuse Salome Kammer und die exzellenten Neuen Vocalsolisten Stuttgart auch so manch herrlich surreale Leckereien der etwas anderen Neuen Musik-Callas Cathy Berberian.
11. Oktober - 19. November
www.impulsfestival.de
Guido Fischer, 23.09.2017, RONDO Ausgabe 4 / 2017
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