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Als Claudio Abbado 1976 Verdis „Macbeth“ mit einem One- Million-Dollar-Cast mit u.a. Cappuccilli, Ghiaurov, Verrett und Domingo herausbrachte, gab er einen kurzen Einblick in seine Rolle als Verdi- und überhaupt als Operndirigent. In der Partitur, so Abbado, „steht bereits alles geschrieben.“ Weshalb sich ihm, dem Interpreten, „nur die Aufgabe stellt, alles so zu lassen, wie es ist.“ Zugleich war es ihm wichtig, die „im Werk enthaltene Authentizität in unserer Zeit zu vermitteln“. Denn museale Konservierung bedeutendster Meisterwerke der Musikgeschichte – das war Abbados Sache nie. Der einstige Musikchef u.a. der Mailänder Scala und Wiener Staatsoper versuchte vielmehr, gegenwärtige Menschendramen auf die reale bzw. Aufnahmestudio-Bühne zu bringen. Dass dabei all die Sängerstars über sich hinauswuchsen, war dem 2014 verstorbenen Menschenfänger Abbado geschuldet, der kein Maestro sein wollte, sondern für alle einfach „Claudio“. Nun sind in einer außergewöhnlichen, weil ohne eine einzige künstlerische Schwachstelle daherkommenden 60-CDBox Abbados Operntriumphe versammelt, die er zwischen 1969 und 2010 für die Deutsche Grammophon eingespielt hat. Neben Repertoire-Klassikern wie Mozarts „Zauberflöte“, Verdi über Verdi und Bizets „Carmen“ sind selbstverständlich auch die von Abbado rehabilitierten Meisterwerke vertreten, etwa Schuberts „Fierrabras“, Rossinis „Viaggio à Reims“ sowie Mussorgskis religiöses Musiktheaterdrama „Chowanschtschina”. Abgerundet wird das Ganze mit Rezitals von u.a. Anna Netrebko sowie Jonas Kaufmann. Abbadissimo!
Guido Fischer, 02.12.2017, RONDO Ausgabe 6 / 2017
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