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Charlotte Greve ist eine Frau, die charmante Offenheit mit zurückhaltender Bestimmtheit verbindet. Schon früh lernt sie in Lüneburg Querflöte, tritt mit Klassik bei Jugend musiziert auf, macht gleichzeitig improvisierte Musik, ist in der Schul-Big-Band dabei und wünscht sich ein Saxofon. Ihr Großonkel erfüllt ihr schließlich den Wunsch mit einem Selmer-Altinstrument. Beim Lüneburger Jazzworkshop erfährt sie viele Anregungen, nach dem Abitur taucht sie für einige Monate in die Jazzwelt New Yorks ein, studiert dann am Jazz Institut in Berlin. Unterwegs sammelt sie Preise, wovon der Förderpreis des Jazz Baltica Festivals 2010 wohl der wichtigste ist.
Mit Musikern des Jazz Instituts gründet sie ihr Quartett. Der Pianist Manuel Schmiedel und der Schlagzeuger Moritz Baumgärtner sind Kommilitonen, der Kontrabassist Marc Muellbauer dagegen ist Lehrer am Institut und als Mitglied des Julia-Hülsman-Trios prominenter Vertreter seines Faches. Charlotte Greve schwärmt von der Berliner Szene. Für sie ist Berlin im Jazz so etwas wie ein europäisches New York mit ganz vielen sich überschneidenden Unterszenen, die sich überlappen und gegenseitig befruchten und ungeheuer inspirierend wirken.
Wenn sie den Namen ihrer Band erklärt, scheint sie wieder auf, die zurückhaltende Bestimmtheit: »Die Band Charlotte-Greve-Quartett zu nennen hat mich genervt. Von Anfang an ging es mir um das Kollektiv und darum, dass die Band nur als solches funktioniert! Das sollte sich in einem quasi neutralen Namen abbilden, und so habe ich sie einfach nach meinem Rufnamen als Kind benannt.«
Die Quartett-Mitglieder sähen sich als gemeinsam Reisende, von denen Tonträger und Konzerte sich verändernde Momentaufnahmen gäben. Mut zur Ruhe sei dazu nötig: »Es geht nicht darum, leise zu sein, sondern in sich zu ruhen, so kann Raum entstehen, aus dem heraus alles Mögliche wieder losgehen kann, dabei wollen wir uns nicht von ungeschriebenen Regeln stressen lassen. Meine Kompositionen sollen diesen Raum für die Band schaffen. Das Ideal ist nicht das klassische Saxofonquartett, also quasi nicht das Quadrat, sondern der Kreis, in dem keiner vorne und keiner hinten steht.«
Verhalten und stolz schwärmt die junge Musikerin davon, wie sich das Quartett jetzt in diesem Sinne zu einem Kollektiv füge, und berichtet von Glücksmomenten der Begegnung auf der gemeinsamen Reise. – Der Hörer der CD ist bezaubert und versteht unmittelbar, wovon die Rede ist.
Thomas Fitterling, 30.11.1999, RONDO Ausgabe 6 / 2011
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