Nur weil die Bratsche als Instrument nicht so im Rampenlicht steht wie die Geige oder das Klavier, heißt das nicht, dass man auf den Glamourfaktor verzichten muss. Wenn Pianisten wie Jean-Yves Thibaudet oder Leif Ove Andsnes sich von Vivienne Westwood respektive Issey Miyake einkleiden lassen, was spricht dann dagegen, als Bratscher auf dem Konzertpodium Roberto Cavalli zu tragen? David-Aaron Carpenter, 25 Jahre alter Spross einer New Yorker Musikerfamilie, hebt sich aber nicht nur in Modedingen von seinen Kollegen ab. Auch wenn bei ihm absolut keine Gefahr besteht, von seiner Bratschen-Kunst nicht leben zu können, hat er doch vorgebaut: Vor drei Jahren hat er seinen Bachelor in Politikwissenschaften an der Princeton University gemacht. Und das, obwohl bei ihm die Ausrichtung auf die Musik von klein auf klar war. Mit sechs Jahren hat er mit der Geige angefangen, mit elf ist dann die Bratsche dazu gekommen, mit der er dann fünf Jahre später eine monogame Beziehung eingegangen ist. Debütiert hat er 2005 unter Christoph Eschenbach, der ihn auch auf seiner ersten CD-Einspielung begleitet hat. Jetzt legt er zusammen mit Vladimir Ashkenazy bei Ondine bereits seine zweite Aufnahme vor, auf dem Programm Berlioz‹ »Harold in Italien« und Paganinis Violasonate – und auf dem Cover natürlich in Roberto Cavalli.
Wenn man mit 17 Jahren von einer Plattenfirma eine Million englische Pfund für sechs Aufnahmen angeboten bekommt, sollte man sich wohl gar nicht erst fragen, was die Herrschaften dazu veranlasst, sondern einfach den Vertrag unterschreiben und das Geld kassieren, bevor sie es sich womöglich anders überlegen. Genau das hat die Geigerin Nicola Benedetti auch getan. In ihrem Heimatland Großbritannien, wo sie längst ein Star ist, erscheint demnächst ihre fünfte Einspielung, die Vorgänger-CDs haben alle die britischen Klassik-Charts gestürmt. Bei uns dagegen ist die Tochter eines italienischen Vaters und einer schottischen Mutter, die mit fünf Jahren zum ersten Mal zur Geige griff, noch ein unbeschriebenes Blatt. Das soll sich jetzt mit ihrem ›Debütalbum‹ bei der Deutschen Grammophon ändern. Auf »Italia« spielt die inzwischen 24-Jährige auf ihrer Stradivari von 1712 Werke der Barockkomponisten Vivaldi, Tartini und Veracini – und hofft natürlich auch hierzulande auf den Einzug in die Charts.
Er ist ein Wunderkind. Und er spielt eines. In dem neuen Film »Wunderkinder«, der gerade in unseren Kinos angelaufen ist, sieht und hört man den 15-jährigen Elin Kolev als jüdischen Wundergeiger Abrascha, dessen verheißungsvoller Karriere die Nazis 1941 ein Ende setzten. Für den jungen Zwickauer läuft die eigene Karriere dagegen vielversprechend. Nachdem er mit nur fünf Jahren am Robert-Schumann-Konservatorium seiner Heimatstadt mit dem Geigenstudium begonnen hatte, stand er bereits mit acht zum ersten Mal als Solist auf dem Konzertpodium, ein Alter, in dem bekanntlich auch Yehudi Menuhin debütierte. Mit zehn Jahren durfte er an die Leipziger Musikhochschule wechseln, drei Jahre später debütierte er in der New Yorker Carnegie Hall. Mittlerweile hat er für Sony seine erste CD aufgenommen, die fast zeitgleich mit dem Film auf den Markt gekommen ist und neben vielen Klassikern natürlich auch die »Wunderkinder«-Titelmelodie enthält. Das Schauspielern könnte neben dem Geigenspiel übrigens ein zweites Standbein werden, noch in diesem Jahr steht Elin Kolev erneut vor der Kamera: Er verkörpert den ebenfalls als Wunderkind berühmt gewordenen polnischen Geiger Bronislaw Huberman.
Michael Blümke, 30.11.1999, RONDO Ausgabe 5 / 2011
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