Startseite · Oper & Konzert · Da Capo
Versteht Christian Thielemann so wenig von italienischen Stimmen? „Krawatteltenor“ verspottet die österreichische Dame den tonlos knödelnden Des Grieux (Thiago Arancam). Norma Fantini, eine primadonnige Manon, klingt für die Rolle der minderjährigen Nymphe zu altbacken und zu schrill. Die Besetzung an der Semperoper für die prominenteste Premiere der Saison – ist eine Katastrophe. Dagegen kann der wackere Christoph Pohl als Lescaut nicht viel ausrichten. Und Christian Thielemann auch nicht.
Dabei dirigiert Thielemann mit der streichelnd edelholzfarbenen Staatskapelle Dresden einen schön untypischen Puccini. Sinfonisch schmissig, doch ohne auf die Tränendrüse zu drücken. Farblich ausdifferenziert, aber nicht ernüchtert. Dass er das berühmte Intermezzo an den Anfang vorzieht, zeigt, wie sehr ihn die auf ihm lastenden Erwartungen drücken. Zu oft schon war sein Schritt ins italienische Fach angekündigt, aber dann wieder verschoben worden. Die italienische ‚Feuerprobe’ besteht er umso souveräner, als er ein gewisses Fremdeln keine Sekunde leugnet.
Dagegen hat Regisseur Stefan Herheim diesmal nicht viel zu erzählen. Die Parallelisierung von Des Grieux mit dem Schöpfer der amerikanischen Freiheitsstatue (welche aus Frankreich kam) behält einen Knick in der Optik, da Herheim zugleich Rokoko-Kostüme verwendet. Hektisch werden Chor-Massen über die Bühne gejagt. Unablässig kurbelt jemand an der Drehbühne. Sogar Puccini persönlich tritt auf. Ein Verlegenheitskonzept, das nicht wirklich aufgeht. Die Kritiker-Kollegen, welche die Produktion in Graz bejubelten, waren zu großzügig.
Nur drei Aufführungen dirigiert Thielemann, bevor er für „Parsifal“ schon wieder nach Salzburg muss. Man verlässt Dresden in dem Gefühl, dass auch ein so schönes Haus wie die Semperoper – intendantenlos, wie diese zurzeit dasteht – keine sichere Bank ist. Trotz Thielemann.
Robert Fraunholzer, 30.11.1999, RONDO Ausgabe 2 / 2013
Unser Stammgast im Wiener Musiker-Wohnzimmer
In Franz Lehárs mittlere, etwas schwächere Phase fällt „Frasquita“. Ein – der Verdacht […]
zum Artikel
Mehr als nur eine Marke
Vor genau 30 Jahren versetzte Klaus Heymann mit seinem Naxos-Label die Klassik-Szene in helle […]
zum Artikel
Meldungen und Meinungen der Musikwelt
Barbara Hannigan kann nicht anders – sie muss bis ans Limit gehen. Und manchmal sogar ein wenig […]
zum Artikel
Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion
An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.
Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.
Der Komponist Giacomo Orefice (1865–1922) wuchs in einer jüdischen Familie im norditalienischen Vicenza auf und ist vor allem für sein Opernschaffen bekannt. Auch als Pädagoge macht er sich einen Namen, sein berühmtester Schüler war der Filmkomponist Nino Rota. Orefices bekanntestes Musiktheaterwerk ist „Chopin“, für das er die Klavierwerke des polnischen Komponisten orchestrierte. Seine eigene Klaviermusik umfasst überwiegend romantische Charakterstücke, die von Gedichten, […] mehr