Zwei Produktionen der „Zauberflöte“, die unterschiedlicher kaum sein könnten, wurden im vergangenen Jahr im Abstand von drei Monaten aufgezeichnet. Die eine, von den Osterfestspielen in Baden- Baden, bringt uns Simon Rattles erste Auseinandersetzung mit dem Werk, die andere, vom Juli 2013 (und dieses Jahr noch einmal zu sehen), David Pountneys letzte Inszenierung als Intendant der Bregenzer Festspiele. An der Oos erlebt man eine ebenso schlicht-schnörkellose wie geistreich- witzige Inszenierung von Robert Carsen, am Bodensee ein fantasie- und effektvolles, dennoch durchdachtes Spektakel. In der aufgrund räumlicher Entfernung plakativeren Arbeit in Bregenz nutzt sich vieles in seiner Wirkung schnell ab, so aufsehenerregend es sich zu Beginn auch präsentiert. – Gesungen wird auf der Seebühne gut, in einigen Fällen auch sehr gut, im größten deutschen Opernhaus aber besser. Die Pluspunkte in Bregenz sind der Tamino von Norman Reinhardt, dessen attraktiver lyrischer Tenor durch einen Hauch Metall einen leicht heldischen Beiklang bekommt und Daniel Schmutzhard, der schon in der Gesamtaufnahme unter René Jacobs als Papageno begeisterte. Ana Durlovski ist derzeit die Königin der Nacht vom Dienst (Wien, Berlin, dieses Jahr auch an der Met) und prunkt in beiden Aufzeichnungen mit gelenkigen Koloraturen und sicheren Spitzentönen. Baden-Baden kann mit Pavol Breslik und Michael Nagy nicht nur für Tamino und Papageno Bilderbuch-Interpreten aufbieten, sondern allgemein eine bis in die kleinen Rollen (José van Dam als Sprecher und Jonathan Lemalu als Zweiter Priester!) luxuriöse Besetzung, hinreißend die drei Damen von Annick Massis, Magdalena Kožená und Nathalie Stutzmann. (Baden-Baden: Berlin Phil Media/Eigenvertrieb, Bregenz: C Major/Naxos)
In einen mondänen Skiort der 1930er Jahre verlegt Regisseur Bepi Morassi Bellinis „La sonnambula“ am Teatro La Fenice. Eine Aussichtsplattform in den Schweizer Alpen und ein edles Restaurant mit Panoramafenstern dienen als Szenerie, Holzskier, ein alter Radioempfänger und eine Seilbahn als Requisiten für diesen unterhaltsamen Abend, der auch musikalisch sehr erfreulich ausfällt. Gabriele Ferro wählt eher moderate Tempi, unterstreicht den lyrischen Charakter der Oper. Jessica Pratt ist eine hervorragende Amina, Shalva Mukeria vokal eine Idealbesetzung für Elvino, gibt aber leider optisch so gar nichts her, was durch Kostüm und Maske noch verschlimmert wird. Da er auch nicht gerade ein Charmebolzen ist, fragt man sich schon, warum Amina sich nicht an den ansehn- und hörlichen Rodolfo von Giovanni Battista Parodi hält. (C Major/Naxos)
Opera at its very best bietet der Londoner „Eugen Onegin“ vom Februar 2013 in der Inszenierung von Kasper Holten. Der dänische Regisseur stellt den beiden Protagonisten jeweils Tänzer als junge Inkarnation zur Seite. Nun sind solche Personendoppelungen nicht neu, doch werden sie selten mit einer solchen Sinnhaftigkeit und Wirkung eingesetzt wie hier, was ohne so fesselnd-intensiv spielende (und einfach göttlich singende) Sängerdarsteller wie Krassimira Stoyanova und Simon Keenlyside allerdings nicht zu realisieren wäre. Und dann gesellt sich zu diesen zwei überragenden Künstlern noch der Baden-Badener Tamino Pavol Breslik als Lenski und macht die Aufführung vollends zu einem Solitär. Um solche aufwühlenden, mitreißenden Abende festzuhalten, wurde die DVD erfunden! (Opus Arte/Naxos)
Michael Blümke, 15.02.2014, RONDO Ausgabe 1 / 2014
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