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Friedrich der Große als Librettist, warum nicht? Der »Philosoph von Sanssouci « war prädestiniert, für seinen Leibkomponisten Carl Heinrich Graun dessen bestes Libretto zu schreiben: »Montezuma« (1755). Über einen Kollegen, den Kaiser von Mexiko. Als Hosenrolle. Mit dem Topos vom »Edlen Wilden«, der einem fanatischen, christlichen Eroberer unterliegt, galt Friedrichs Werk lange als aufklärerische Vorzeige-Oper. Schon 1981 war die Wiederentdeckung an der Deutschen Oper Berlin (Regie: Herbert Wernicke) eine Sensation. Der kühle, musikalische Wind des Werkes präludierte den Triumphzug der Alten Musik überhaupt, den danach René Jacobs in Berlin vollziehen konnte.
In Potsdam, an der Wirkungsstätte Friedrichs, besitzt er bis heute seinen wichtigsten Festival-Satelliten. In den Gärten und Gemächern des Königs hat Festival-Leiterin Andrea Palent der Hauptstadt seit Jahren etliche Wiederentdeckungen vor der Nase weggeschnappt. Nicht nur Haydns »Il mondo della luna« und Händels »Alcina«, sondern ebenso Opern von Galuppi, Bononcini, Hasse und Johann Christian Bach. Mit Lesungen, Ausflügen und einem »Ragout der Kulturen« ging man dabei zugleich populär auf das Publikum zu. Den gestrengen musikalischen Ansprüchen der Hausherrin gemäß dürfen nur Top-Ensembles die edlen Hallen beschallen. Es empfiehlt sich, einen Besuch von Berlin aus nicht einfach »mitzunehmen «. In Sanssouci kann man ohne Weiteres Wochen zubringen. Getreu dem diesjährigen Motto »Sehnsucht nach der Ferne« wird man in orientalische Maskeraden, Türkenspektakel oder in Glucks Opernserenade »Le Cinesi« tief abtauchen. In »Montezuma« sogar mit dem Barockstar Mireille Delunsch. Erreichbar mit dem Nahverkehrszug. www.musikfestspiele-potsdam.de
Robert Fraunholzer, 08.02.2014, RONDO Ausgabe 2 / 2010
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