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RONDO: Herr Pahud, Sie gelten als Konzertjunkie. Wie oft brauchen Sie die »Droge Auftritt«?
Emmanuel Pahud: Als Solist trete ich etwa 80 Mal im Jahr auf. Dazu kommen noch 70 bis 75 Konzerte bei den Berliner Philharmonikern.
RONDO: Könnten Sie nicht auf die Konzerte mit den Berliner Philharmonikern verzichten?
Pahud: Nein, denn sie stabilisieren mich. Da bin ich zu Hause. Ich habe ja auch schon einmal versucht, das Orchester zu verlassen. Aber der Ausgleich fehlte mir.
RONDO: Flötenvorgänger wie Rampal oder Nicolet waren eher gesetzte Herren. Sehen Sie nur jünger aus, oder spielen Sie auch jünger?
Pahud: Ich sehe nur so aus (lacht). Durch meine inzwischen 20-jährige Bühnenerfahrung empfinde ich mich nicht mehr als sonderlich jugendlich. Sondern als jemand, der noch relativ viel Elan, Energie und Begeisterung hat. Aber ich sehe auch, wie alles schon weniger wird.
RONDO: In Ihrer Generation können Sie doch beinahe als konkurrenzlos gelten.
Pahud: Ich bin nicht jemand, der denkt: Mehr und immer mehr! In letzter Zeit werde ich zunehmend sensibler in Bezug darauf, dass alles Wachstum eine Grenze hat. Dass es irgendwann einen Crash gibt und alles weniger wird. Dann wird es darauf ankommen, sich auf das zu konzentrieren, was wirklich wichtig ist. Diesen Punkt, glaube ich, werde ich demnächst erreichen.
RONDO: Ein Teil des Flötenrepertoires wurde von der Alte-Musik-Bewegung sozusagen gekapert. Zwingt Sie das zu einer größeren Flexibilität?
Pahud: Lustigerweise habe ich gerade die Bachsonaten mit Trevor Pinnock aufgenommen, der dieselben Stücke vor 20 Jahren mit Jean-Pierre Rampal eingespielt hat. Pinnock sagt, dass er heute ganz anders spielt. Ich persönlich hatte mich eigentlich mit Alter Musik immer sehr zurückgehalten, bis ich mit Nikolaus Harnoncourt, Frans Brüggen, Philippe Herreweghe und Sigiswald Kuijken zusammengearbeitet habe. Ich habe dann meinen Weg gesucht. Heute gehört eine Auseinandersetzung mit solchen Stilunterschieden absolut dazu.
RONDO: Würden Sie anders spielen, wenn Pierre- Laurent Aimard Ihr Begleiter wäre?
Pahud: Selbstverständlich. Mein Ziel besteht darin, mich als Flötist zu wandeln. Es ist mein Ansatz, als Person hinter den Stücken zu verschwinden. Ich spiele auch nicht, wie manchmal gesagt wird, mit einem durchgängig französischen Ansatz. Das würde bei Brahms gar keinen Sinn machen. Ich bin der Meinung, ich brauche keinen persönlichen Stil. Ich bin, hoffentlich, auch ohnedies gut. Ich sehe mich eher als Chamäleon.
RONDO: Spielen Sie wirklich auf einem echt goldenen Instrument?
Pahud: Ja. Ich habe meine Goldflöte schon vor 20 Jahren gekauft.
RONDO: Gold muss es schon sein?
Pahud: Nein, ich habe auch andere Flöten. Aber ich spiele – merkwürdigerweise – immer auf der goldenen, einfach weil sie am besten auf mich reagiert. Viele Flötisten wechseln ihre Instrumente regelmäßig. Ich bin treu.
Robert Fraunholzer, 03.05.2014, RONDO Ausgabe 5 / 2008
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