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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Opportunity For Unity

Ryan Carniaux, Re-Kalam Bob Moses

Hipjazz/Galileo Music HIPJAZZ013
(69 Min., 8/2015)

Nicht alles im Leben muss geplant sein. Auch nicht in der Musik. Manchmal genügt es, wenn zwei Musiker ihre Instrumente beherrschen und sich die Freiheit nehmen, aufeinander hörend zu improvisieren: ein archaisches Konzept, das eine „Opportunity For Unity“ bietet, aber auch die Gefahr eines – in diesem Fall ausbleibenden – Desasters in sich birgt.
Bob Moses, Ex-Ehemann der Sängerin Dee Dee Bridgewater und Vater ihrer ebenfalls singenden Tochter China Moses, stand in den 1960ern und 1970ern im Zentrum der unruhigen New Yorker Szene. Damals spielte er in der Jazzrock-Band Free Spirits mit dem jungen Gitarristen Pat Metheny, dem E-Bass-Genie Jaco Pastorius und später mit den Sängerinnen Jeanne Lee, Sheila Jordan und Abbey Lincoln, und heute unterrichtet er, inzwischen 69-jährig, am New England Conservatory in Boston Percussion. Der amerikanische Trompeter Ryan Carniaux, 37, verlagerte seinen Schwerpunkt von New York nach Deutschland; inzwischen hat er eine Professur an der Folkwang Universität der Künste inne.
Sie trafen sich in Moses Heimstudio in Quincy, Massachusetts, sprachen zunächst über Weltpolitik und Privates (nicht dokumentiert) und setzten die Konversation mit ihren Instrumenten fort (dokumentiert). Als Booklet-Text geben die beiden mit: „flow without measure – dance without mind“. Mehr nicht. Aber diese sechs Worte charakterisieren treffend, was an jenem Tag geschah: ein musikalisches Zwiegespräch, das sich aus einigen knappen Gedanken entwickelte, in dem Schlagzeug, Gongs, Kalimba, Djembe und Dutzende weiterer Perkussionsinstrumente einen freundschaftlich-intensiven Dialog mit strahlend hellen und wolkenverhangenen Trompetentönen führten. Um das Geschehen zu intensivieren wurde auch für manche Passagen zuerst ein perkussiver Teppich eingespielt, über den sie anschließend zu zweit improvisierten.
Natürlich entstehen bei solch spontanen Improvisationen auch Phasen des Leerlaufs. Hier waren Moses und Carniaux klug genug, diese schlichtweg zu entfernen und beispielsweise aus einer ursprünglich 40-minütige Improvisation nur jene Passagen herauszulösen, die über die für das Hören im Wohnzimmer erforderliche Dichte und Intensität verfügen. Diese Bereitschaft zur Reduktion und Konzentration verleiht der mehr als einstündigen Disc Abwechslung und Spannung.

Werner Stiefele, 01.07.2017


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