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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Ralph Vaughan Williams, Benjamin Britten, Rebecca Clarke

Let Beauty Awake

Ellen Nisbeth, Bengt Forsberg

BIS/Klassikcenter BISSACD-2182
(80 Min., 5/2016) SACD

Es ist mittlerweile schon über zwei Jahrzehnte her, dass Mischa Maisky eine CD mit Liedern von Franz Schubert präsentiert hat – den Gesangspart hatte er einfach auf das Cello übertragen. Diese Veröffentlichung bot Diskussionsstoff, ob sprachgenerierte Melodien in Kunstliedern auch einfach ohne Worte „funktionieren“ – ersetzt eine ausdrucksvolle, aber nonverbale Vortragsweise die Dimension des Textes auch für denjenigen Rezipienten, der die Worte nicht kennt und beim Hören automatisch mitassoziiert?
Ellen Nisbeth liefert keine komplette CD mit Liedrepertoire, dessen Gesangspart auf die Bratsche übertragen ist; bei ihr bilden fünf Lieder aus dem Zyklus „Songs Of Travel“ von Ralph Vaughan Williams nur den Rahmen für ein anspruchsvolles Programm mit genuiner englischer Bratschenmusik. Aber tatsächlich zeigt sich in der direkten Gegenüberstellung von echtem und lediglich adaptiertem Instrumentalpart, dass das Viola-Idiom in einer großartigen Komposition wie Rebecca Clarkes „Sonata For Viola and Piano“ von 1919 einfach ein wirklich zum Instrument und seinen Möglichkeiten passendes ist, während die dem Sänger entliehenen Kantilenen eigenartig hölzern daherkommen.
Die Sonate der Engländerin Clarke, die Komposition bei Charles Villiers Standford und Viola bei Lionel Tertis studiert hat, ist eine der Entdeckungen dieses Programms. Ihr ungehemmt spätromantischer Stil bildet einen reizvollen Kontrapunkt zu Benjamins Brittens gleichfalls hochspannenden, aber freilich mit ganz anderen Ausdrucksmitteln arbeitenden „Lachrimae“. In beiden Welten ist Ellen Nisbeth, stets kompetent und angenehm offensiv begleitet von Bengt Forsberg, ganz und gar zu Hause: Clarkes große Bögen spielt sie mit großer Leidenschaft aus, Brittens aphoristische Gedankenfetzen gestaltet sie hochsensibel mit sehr detailliert zum Einsatz gebrachten interpretatorischen Mitteln und Spieltechniken.
Im Zentrum des Programms steht ebenfalls ein bearbeitetes Werk – Brittens „Third Suite For Cello“, die Ellen Nisbeth geschickt für ihr Instrument „okkupiert“ hat. Hier bereitet die Übertragung keine Mühe, denn die beiden Streichinstrumente sind sich hinsichtlich ihrer Möglichkeiten doch sehr nahe.

Michael Wersin, 15.07.2017


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