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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Charles Ives

Klaviersonate Nr. 2, Violinsonate Nr. 4

Joonas Ahonen, Pekka Kuusisto

BIS/Klassik-Center Kassel BISSACD-2249
(59 Min., 6 & 7/2016) SACD

Charles Ives hatte es nicht so mit den Konventionen. Nicht nur, weil er mit seiner Offenheit auch für amerikanische Traditionals und Märsche die klassische Musik auf gänzlich neue Füße stellte. Ives liebte auch formal die Extreme, wie man nun auch mit einem Blick am Programm ablesen kann, mit dem die beiden finnischen Musiker Joonas Ahonen (Klavier) und Pekka Kuusisto (Violine) eines der aktuell aufregendsten Ives-Alben vorgelegt haben. Die dreisätzige 4. Violinsonate ist nicht nur quasi ein Patchwork, für das Ives auf drei Einzelsätze aus den Jahren 1901 - 1910 zurückgegriffen hat. Das finale Allegro dauert in der Neueinspielung gerade mal knackige 94 Sekunden – wobei Ives den Gospel „The Beautiful River“ schon damals – ganz Visionär – mit leichtem Jazz-Appeal infiziert hat. Mit ganz anderen Dimensionen wartet dagegen die 2. Klaviersonate „Concord, Massachusetts 1840-60“ auf. Die von ihrem Umfang her an Beethovens „Hammerklaviersonate“ anknüpfende, erst 1939 nach zahlreichen Überarbeitungen uraufgeführte Sonate beginnt mit dem rund 17-minütigen Satz „Emerson“. Wild, ungestüm und auch mit so manch burleskem Ragtime-Schwung kommt der zweite Satz „Hawthorne“ um die Ecke. Wobei Ives hier zwischendurch auch für Akkordballungen sorgt, die nicht mit den Unterarmen, sondern eher mit einem Stück Holz gespielt werden. Und über den lyrischen 3. Satz „The Alcotts“ kommt diese musikalische Beschäftigung mit den von Ives so bewunderten amerikanischen Transzendentalisten in einem magisch-mystischen Finale zur Ruhe. Und bis dahin lässt diese Musik, die einem bei aller Sonderlichkeit so vertraut erscheint, keine Sekunde los. Was für die spieltechnische wie intellektuelle Klasse spricht, mit der die beiden auch glänzend zupackenden, vitalen Rhythmiker Joonas Ahonen und Pekka Kuusisto diese irrwitzig komplexen Werke so ganz ohne Konditions- und damit Qualitätsverlust angegangen sind.

Guido Fischer, 02.09.2017


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