home

N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Eine Rezension der auf dieser CD enthaltenen Musikstücke – es handelt sich um Auskoppelungen aus unterschiedlichsten Alben des Labels – verbietet sich aufgrund des Anlasses der Veröffentlichung: Die CD ist nämlich der Barockgeigerin und Musiktherapeutin Mélanie Defize gewidmet, die Mitarbeiterin des Labels Cypres war, bis zum 22. März 2016. An diesem Tag wurde sie auf dem Weg zur Arbeit Opfer des terroristischen Anschlags in der Brüsseler U-Bahn-Station Maalbeek.
Der Zusammenschnitt aus Nummern verschiedenster Genres – klassische Musik steht hier zumindest in ihrer „Reinform“ nicht einmal im Vordergrund, sondern einfallsreiche Bearbeitungen klassischer Titel erklingen neben im weiteren Sinne folkloristischen Stücken – darf verstanden werden als leidenschaftliches Bekenntnis zu grenzenloser künstlerischer Kreativität, die die ganze traurige Armseligkeit und Sinnlosigkeit terroristischer Aktivitäten gnadenlos entlarvt. Für die Hörer, die Mélanie Defize überwiegend ja nicht persönlich kannten (der Rezensent gehört auch zu ihnen), verknüpfen sich mit dem Gehörten freilich keine Erinnerungen; dennoch kann die junge Frau, deren Persönlichkeit schemenhaft aus den im Beiheft enthaltenen, an sie gerichteten Briefe von Weggefährten ersteht, als Symbol gelten für den lebensbejahenden, kompetenten und weltoffenen Umgang mit solcher Kreativität.
Man höre diese CD, die zumindest für Klassik-Hörer auch manches Überraschende oder gar Irritierende enthält, also einerseits als Memento für die Verwerfungen, die die unüberschaubare Vielfalt menschlichen Seins leider hervorzubringen vermag, andererseits und vor allem aber als nachdrückliches Ja-Wort an das Leben mit allem, was es an Schönem und Großem beinhalten kann.

Michael Wersin, 09.09.2017


Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen


Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.



Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Der Komponist Giacomo Orefice (1865–1922) wuchs in einer jüdischen Familie im norditalienischen Vicenza auf und ist vor allem für sein Opernschaffen bekannt. Auch als Pädagoge macht er sich einen Namen, sein berühmtester Schüler war der Filmkomponist Nino Rota. Orefices bekanntestes Musiktheaterwerk ist „Chopin“, für das er die Klavierwerke des polnischen Komponisten orchestrierte. Seine eigene Klaviermusik umfasst überwiegend romantische Charakterstücke, die von Gedichten, […] mehr


Abo

Top