Hänssler/Naxos CD 93.051
(80 Min., 10/1982)
Ein Pultstar im herkömmlichen Sinne war der 1996 verstorbene Ferdinand Leitner nicht, vielmehr gehörte er zu den Dirigenten, für die stets der Notentext und der Dienst am Komponisten im Vordergrund stand. Liegt es daran, dass sein Name heute kaum noch ein Begriff ist - oder vielleicht sogar daran, dass die Vokabel "werkdienlich" mehr oder weniger heimlich gerne mit "langweilig" gleichgesetzt wird?
Im Falle von Leitner verbietet sich diese Assoziation. Seine Interpretation von Bruckners Sinfonie Nr. 6 überzeugt nicht nur durch formale Souveränität und schlanke, unpathetische Gestaltungsweise, sondern auch durch ein beinahe sportliches Temperament, das der Sinfonie - Bruckner nannte sie seine "keckste" - ausnehmend gut zu Gesicht steht. Eine weitere Veröffentlichung bei Hänssler (93.052) präsentiert den Dirigenten mit einer leidenschaftlichen, apokalyptischen, beinahe brachialen Deutung von Bruckners Neunter.
Der Höhepunkt der CD ist jedoch eine weitere Sechste Sinfonie, nämlich die von Karl Amadeus Hartmann. Überschwang, Ekstase und frenetische Virtuosität, alles Grundzüge von Hartmanns Tonsprache, verbinden sich unter Leitners Händen zu einer Modellinterpretation dieses aufregenden, stets auf der Kippe zum sinfonischen Exzess befindlichen Werks. Die Konkurrenzaufnahmen von Ingo Metzmacher (EMI, siehe Rezension) und Leon Botstein (Telarc) können mit dieser Glanzleistung nicht mithalten.
Thomas Schulz, 31.10.2002
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