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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Hans Werner Henze

Violinkonzerte Nr. 1 - 3

Torsten Janicke, Ulf Dirk Mädler, Magdeburgische Philharmonie, Christian Ehwald

MDG/Codaex 601 1242-2
(85 Min., 4/2003, 7/2003) 2 CDs

Als vor Jahren Gidon Kremer mit den NDR-Sinfonieorchester unter Christoph Eschenbach durch deutsche Konzerthallen tourte, widmeten sie sich ganz den Violinkonzerten des 20. Jahrhunderts, von Alban Berg über Schostakowitsch bis Schnittke und Gubaidulina. Erstaunlicherweise aber fehlte in diesem, musikästhetisch nach allen Seiten hin offenen Panorama ausgerechnet ein Werk von Hans Werner Henze. Eine Unterlassungssünde, wie sich jetzt erneut und gerade dank der Gesamteinspielung der drei Violinkonzerte herausstellt. Denn diese in vier Jahrzehnten entstandenen Konzerte spiegeln nahezu ein gesamtes Künstlerleben wider, in dem sich Henzes undogmatisches Klangerfindungsspektrum mit politischem Engagement und musiktheatralischer Raffinesse paarte. Dass der damalige Musikstudent Henze dabei bereits 1947 mit seinen 21 Jahren ein technisch anspruchsvolles wie formal die Antipoden Berg - Strawinsky versöhnendes Erstlingskonzert glückte, macht Torsten Janicke mit seinem überlegt spannungsvollen, nuancenreich intensiven und klassizistisch durchartikulierenden Spiel fassbar.
Ebenso wenig gleiten diese Tugenden Janicke dann im 2. Violinkonzert aus den Händen, wie auch Christian Ehwald mit aller Kompetenz die Magdeburgische Philharmonie auf das multi-mediale Werk von 1971 eingestellt hat. Nach einem Gedicht von Hans Magnus Enzensberger hat Henze diese Collage für Solo-Violine, (Bariton-)Sprecher, Tonband und 33 Instrumentalisten komponiert. Als eine bizarre Szenerie, in der der Solist sich in den Lügenbaron Münchhausen verwandelt und verkleidet, während das Orchester eine phantasmagorische Klanglandschaft bis zurück zu elisabethanischen Liedzitaten abschreitet. Ist Henze in dieser hintergründigen Reflexion über künstlerischen Schein und streng durchdachtes Sein ganz Chronist der Post-68er-Generation, findet er 1997 zu einer hochexpressiven Sprache zurück. Schmerzhafte Spröde, heftig gesetzte Gesten und sich aufreibende Kantilenen lassen eine erneute Nachdenklichkeit über den Fortschrittswahn erahnen, dem Henze als einer der wichtigsten Leuchttürme der zeitgenössischen Musik von Anbeginn misstraute.

Guido Fischer, 01.09.2007


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