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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Hans Werner Henze

Royal Winter Music

David Tanenbaum

Stradivarius/harmonia mundi 33670
(56 Min., 9/2003) 1 CD

Wie Benjamin Brittens "Nocturnal" geht Hans Werner Henzes "Royal Winter Music" auf Initiative des legendären Gitarristen Julian Bream zurück. Dass hinter diesen beiden Werken das elisabethanische Zeitalter aufleuchtet, ist jedoch kein Zufall. Hat Britten direkt an die große englische Lautentradition eines John Dowland angeknüpft, erwies Henze Mitte der 1970er Jahre der Saiten-Kunst des 16. Jahrhunderts über einen dramaturgischen Umweg seine Referenz. Die aus zwei Sonaten bestehende "Royal Winter Music" ist eine Sammlung von im wahrsten Wortsinne neun Charakterstücken, in denen Henze berühmte Hauptpersonen aus Shakespeares Theaterwelt porträtiert: Romeo und Julia, den Luftgeist Ariel und die wahnsinnige Lady Macbeth, die verwirrte Ophelia und den Elfenkönig Oberon. Und obwohl Henze - auch dank Breams tatkräftiger Tipps - die Spielmöglichkeiten der Gitarre dafür ausgereizt hat, ist die "Royal Winter Music" auch im Aufnahmestudio überaus populär. Zu den Maßstäbe setzenden Einspielungen von natürlich Bream wie von Reinbert Evers gesellt sich nun die von David Tanenbaum hinzu, der diesen Zyklus nach über zwanzig Jahren erneut eingespielt hat.
Mit einer erstaunlichen Expressivität abseits jeder Effekthascherei nimmt sich Tanenbaum dieser klangfarblich ungemein reichhaltigen, ausdrucksstarken Musik an, besitzt seine Tongebung Schärfe und Zartheit, Erregtheit und Sanftheit. Gleich im Eröffnungsmonolog von "Gloucester" bringt Tanenbaum sein Instrument in Rage, bis hin zu den beängstigend brutalen Schlägen, die auf den Gitarrenkorpus niederprasseln. Ganz innig leuchtet danach jede Note auf, besitzt "Ariel" eine spielerische Leichtigkeit und Eleganz, während "Sir Andrew Aguecheeck" sich in charmanter Gedankenverlorenheit ergehen darf. All diese abrupten Stimmungswechsel fängt Tanenbaum makellos ein und reizt das Nervenkostüm mit einer Intensität, dass sich dieser Klassiker des modernen Gitarrenspiels geradezu unverbraucht präsentieren kann.

Guido Fischer, 01.09.2007


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