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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Gustav Mahler

Sinfonie Nr. 2

Edith Mathis, Brigitte Fassbaender, Symphonieorchester des BR, Chor des BR, Rafael Kubelik

Audite/Naxos 23.402
(80 Min., 10/1982) 1 CD

Rafael Kubelík war einer der Pioniere der Mahler-Renaissance. Ob dies nun daran lag, dass er genau wie der Komponist dem "böhmisch-mährischen Humus" entstammte, wie der Beiheft-Text nahelegt, sei dahingestellt. Immerhin sorgte Kubelík für den ersten Mahler-Zyklus in München. Was mich an dieser Einspielung besonders begeistert hat, ist Kubelíks Methode, mit Mahlers Riesenpartitur sehr sparsam umzugehen und so die dramaturgischen Kräfte des Werkes zu kanalisieren.
So mancher verschießt schon bei den aggressiven Bassfiguren am Anfang sein Pulver und hat Mühe, das monumentale Stück schlüssig in das Auferstehungsfinale münden zu lassen. Nicht so Kubelík: Bei ihm sind die Bassattacken entfernte, fast unscharfe, raunende Naturlaute, die nicht herausstechen, sondern sich einfügen. Das Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks pflegt einen weiträumigen Schmelzklang, der manchmal trotz "Totenfeier" und "Dies irae" federleicht zu werden scheint. Überhaupt ist das naturhafte Raunen, die Mischung aus kaum noch wahrnehmbaren Bässen und engem, sehr leisem Tremolo der tiefen Trommel geradezu ein Symbol für Kubelíks geniales Aushorchen der Grenzen, hinter denen Mahler weiterkomponiert, obwohl er den Bereich der Musik im engen Sinne längst verlassen hat.
Und Kubelík lässt auch dem Hörer Zeit, dieses Aushorchen nachzuvollziehen: Der zweite Satz ist hier wirklich ein langsamer Satz (und kein Menuett wie so oft), sehr breit zeigt sich der Anfang des Finales, wo die aufpeitschende Fanfare (oft für Showzwecke missbraucht) kaum Kraft entwickelt und die Musik still zu stehen scheint. Leider gefallen mir die Leistungen der beiden Solistinnen nicht. Brigitte Fassbaender macht die von Kubelík gestaltete Naivität im "Urlicht" nicht mit und liefert so etwas wie eine Walküre im Piano; auch Edith Mathis inszeniert zu viel. Wahre Leichtigkeit ist eben schwer zu interpretieren.

Oliver Buslau, 01.09.2007


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