Winter & Winter/Edel 910 095-2
(77 Min., 7/1999 - 5/2003) 1 CD
Sechs Jahre ist es nun schon her, seit der amerikanische Jazz-Pianist Uri Caine mit seiner ersten Klassik-Phantasie selbst Hardliner der E-Musik überzeugte. Mit der CD "Urlicht" und den metamorphotischen Kräften, die Caine in den Sinfonien Gustav Mahlers entdeckte. Seitdem hat Caine Bach, Schubert, Schumann und zuletzt Beethovens "Diabelli-Variationen" aus den stilistisch unterschiedlichsten Blickwinkeln weiter- und teilweise neu gedacht. Nur ist aus den Wundertüten, die er dabei mit Jazz, Rock und Gospel füllte, inzwischen eine Masche geworden, ist aus der Mehr- eine längst vertraute Einsilbigkeit geworden. So auch bei der aktuellen Beschäftigung mit Mahler, bei der sich Caine diesmal auf das Liedschaffen konzentriert. Und für die Caine nicht nur auf die alten Musikerfreunde vorrangig aus dem Jazz setzte. Neben chinesischen Instrumentalisten übernimmt auf "Dark Flame" schon mal der bayerische Staats- und Anarcho-Schauspieler Sepp Bierbichler mit seiner rauhbeinig-kratzigen Stimme die Aufgabe, Mahler zwischen Agitprop und Kinderliedchen einzuspannen.
Überhaupt geht es vorrangig um den Wiedergebrauchswert der ausgewählten "Kindertotenlieder" oder "Lieder eines fahrenden Gesellen". Da für Caine Gustav Mahler entweder aus der Mitte des Volkes kam oder er sich in jüdischen Glaubenssphären bewegte, sind das auch die beiden Eckepfeiler, zwischen die Caine sein musikalisches Kauderwelsch spannt. Natürlich muss Mahler es so mit Gospel-Sirenen, asiatischer Folklore und gepflegtem Swing aufnehmen. Um dann wieder in irgendeinem virtuellen Stedl platziert zu werden, mit Kaddish-Gesängen, Klezmer und einfach nur hebräischem Gestammel - für das Caines Ehefrau wenigstens auch mal vor das Mikrophon durfte.
Guido Fischer, 01.09.2007
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