In unserer Zeit, in der die Traditionspfleger auf der Stelle treten und die Avantgarde in der postmodernen Beliebigkeit ihrer Identität verlustig zu gehen droht, klingt das Werk des 1975 verstorbenen Cannonball wie eine Verheißung. Kraftvoll und radikal authentisch wird da um Identität gerungen und zu ihr gefunden, wird Freude am Dasein vermittelt - und die Musik mutet noch nicht an wie eine Formel eins der Licks- und Skalenbeherrschung, obschon Adderleys Souljazz den Bezug zum Bebop nie leugnet, schließlich war er ja nach seinem fulminanten Einstand in New York bald gefeierter Sideman von Miles Davis.
Bei Fantasy ist man in der glücklichen Lage die Rechte an den meisten Labels zu besitzen, für die der Altsaxofonist wichtige Aufnahmen gemacht hat. Dies erlaubt es dem Kompilator Marcus A. Woelfle, seinen liebevollen und erhellend pointierten Ausführungen im zweisprachigen Booklet adäquate Aufnahmen zur Seite stellen zu können. Schön, dass die für die Adderley-Live-Atmosphäre so wichtigen Ansagen beibehalten wurden; er war ja der große Communicator, der mit selbstverständlicher Hipness eine relaxt magische Beziehung zu seinem Publikum herstellte. Aber die drei CDs bieten nicht nur Nostalgie pur; es gibt so spannende Entdeckungen zu machen wie die lyrischen Aufnahmen mit Bill Evans; und dann begegnen wir Victor Feldman, dem Joe-Zawinul-Vorgänger aus England, dessen Klavier- und nota bene Vibrafonspiel sich vor des Wieners funky Schmäh nicht zu verstecken brauchte. Und last but not least ist da der getreue Bruder, der Kornettist Nat Adderley, der eines der heißesten Hörner seiner Zeit spielte. Eine dreimal kugelrunde Sache, diese drei Geburtstags-CDs.
Thomas Fitterling, 01.12.-0001
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