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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Joseph Haydn

Streichquartette op. 50 Nr. 1 bis 6

Festetics-Quartett

Arcana/Helikon Harmonia Mundi 3 464858 024156
(8/1999) 2 CDs

Irgendwie haben sie sich nie so recht gegen ihre bekannteren Geschwister durchsetzen können, Haydns Quartette op. 50. Der Beiname "Preußische" definiert sich zwar aus dem Umstand, dass Haydn die Stücke dem auf dem Cello dilettierenden Preußenkönig Friedrich Wilhelm II. widmete - auch Mozart beglückte den Herrscher mit einer Reihe von Quartetten -, doch ist er gleichzeitig kennzeichnend für die anspruchsvoll-nüchterne, etwas asketische Grundhaltung dieser sechs Werke. Sie sind nicht so experimentell wie op. 20, nicht so übermütig witzig wie op. 33, nicht so euphorisch leuchtend wie op. 76, weswegen sie auch von den Quartettvereinigungen auffallend stiefmütterlich behandelt werden.
Da kommt diese Neuaufnahme des ungarischen Festetics-Quartetts gerade recht. Das Ensemble hat sich schon verschiedene Male um Haydn verdient gemacht. Es spielt auf historischen Instrumenten, ohne dass sich diese Wahl in jedem Takt musikalisch mitteilt. Vielmehr pflegen die Festetics' in Artikulation und Phrasierung jenen "dritten Weg", wie er heute von Musikern beider Lager oft gegangen wird: eine Verbindung der Errungenschaften des "Historismus" mit einem vollen und warmen Ensembleklang.
Die Festetics bieten eine gedankentiefe, seriöse Einspielung dieses Opus, die in gewisser Weise zum Gesamtcharakter der Werke passt, sie lässt in der Qualität des Zusammenspiels wenig Wünsche offen und ist sehr gewissenhaft in der Befolgung der Wiederholungszeichen. Der sehr überlegten Gestaltung kommen die langsamen Sätze - etwa die Doppelvariationen des fis-Moll-Quartetts - stärker entgegen als die geistreichen Finali, die in den Händen des Festetics-Quartetts leicht etwas hölzern klingen können.
Überhaupt darf man nicht daran denken, was etwa das Quatuor Mosaïques aus diesen Werken herausgeholt hätte. Aber auch auf modernen Instrumenten gibt es Beispiele, wie man es hätte besser machen können: Man vergleiche die Festetics etwa im Finalsatz des D-Dur-Quartetts mit seinen "Bariolage"-Effekten (ein und derselbe Ton wird in schnellem Wechsel auf benachbarten Saiten gespielt) mit der Version des amerikanischen Angeles-Quartetts im Rahmen von dessen hervorragender Haydn-Gesamteinspielung bei Philips. Gegenüber diesem Feuerwerk an Brillanz, Witz und Virtuosität werden die technischen und gestalterischen Grenzen des Festetics-Quartetts doch recht deutlich.

Thomas Schulz, 01.09.2007


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