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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Live In Köln

Silje Nergaard

Emarcy/Universal 06024 9874767
(125 Min., 5/2005) 1 DVD, 5.1 Surround Sound

"Jazz gehört eigentlich gesehen!" - so lautet in leichter Abwandlung des Titels seiner legendären Fernsehreihe das Dogma des legendären Jazzpapstes J.-E. Berendt. Das DVD-Format gestattet die Einlösung dieses Dogmas auch für das Tonträgerformat; und wenn die Produktion so sorgfältig erfolgt, wie bei der Produktion der Live-DVD der norwegischen Sängerin Silje Nergaard, ist das Vergnügen nicht nur ein akustisches, sondern auch ein sinnlich optisches - und so will man oder frau es auch haben bei der Bühnenpräsenz dieser sympathischen Vertreterin des skandinavischen Fräulein-Wunders. Perfektion ist das Schlüsselwort bei ihren Auftritten, und so war es auch im Kölner Gloria. Das Begleittrio mit Tord Gustavson am Steinway und Fender Rhodes, Harald Johnsen am Bass und Jarle Vespestad am Schlagzeug ist für einen Jazzkontext fast verstörend perfekt gestylt, auch die Erscheinung des Gastes Björn Charles Dreyer an der Gitarre und Hawaii-Gitarre fügt sich in den Dresscode, und die Solistin selber betont ihre Rolle mit selbstverständlicher und doch Divahaftigkeit vermeidender Eleganz. Perfektion und Eleganz umreißen - auch musikalisch - präzise das Terrain, auf dem dann, so paradox es scheinen mag, Ausdrucksfreiheit möglich wird. Die Nergaard-Originals haben Biss und passen genau zur metallisch hellen, äußerst beweglichen nordischen Stimme der Nergaard. Sie prägt das Geschehen, dabei ist sie mit perfekt kalkulierter Dramaturgie in blitzegescheite Vor- und Zwischenspiele des Ensembles eingebettet. Tord Gustavsen erweist sich in den zahlreichen Balladen als ganz hervorragender Meister der Anschlagskultur am Steinway, und in den geschickt dosierten, deftigeren Titeln gibt er am Fender Rhodes den Funk-Magier. Aber selbst da, wo funkiges Ensemble-Geschehen überzuborden droht, ist es von der Rhythmik her immer dezent abgeschmeckt - ganz im Sinne der selbstbeherrschten Phrasierungsgestaltung der Sängerin, die so überzeugend auf die traditionellen Mittel des Scattens verzichtet. Nicht ohne Grund haben Kritiker die Musik der Nergaard und ihres Ensembles mit der sorgfältigen Komposition von edlen Wein-Cuvées verglichen. Diese DVD macht erlebbar, was dabei die Süffigkeit ausmacht.

Thomas Fitterling, 01.09.2007


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