Für Judy Niemack war es tatsächlich an der Zeit, nach einigen Jahren tonträgerischer Abstinenz mal wieder als Leader von sich hören zu lassen. Die Amerikanerin tut dies mit einer blitzsauber produzierten Scheibe, die ihre Abnehmer wohl bei gestressten Menschen finden wird, die bei einem romantischen Abendessen zu Kerzenschein die gehobene Untermalung suchen.
Nein, diese Musik als Klangtapete abzutun, wäre durchaus verfehlt, sind doch das Können der Sängerin zu groß und die Arrangements ihres Mannes und Gitarristen Jeanfrançois Prins zu geschmackvoll. Überhaupt sind die Sidemen die Stars dieser Aufnahmen: vor allem der durch Bill Evans geadelte ”Sänger” unter den Bassisten, Eddie Gomez, mit seinem virtuosen und dennoch warmen Spiel (”Time Remembered”!), und die abgeklärte Zurückhaltung des - im doppelten Sinne - ”Alt-Meisters” Lee Konitz sorgen für die Glanzlichter einer Produktion, die insgesamt dank der sparsam eingesetzten Percussion von Edson Aparcadio DaSilva und oft reduzierter Besetzung sehr intim daherkommt.
Judy Niemack selbst wandelt stilsicher auf bekannten Standard-Pfaden des "soften" Vocaljazz (”'Round Midnight”, ”Quiet now”) und macht einen Abstecher beim poppigen ”Time after Time”. Die Auswahl der zeitlosen Songs zum Thema Zeit ist gelungen und kommt ihrer eher schlanken Stimme entgegen. Ob sich Judy Niemacks Organ nun im Konzert der großen Konkurrentinnen Wilson, Krall, Horne oder Merill ”außergewöhnlich ergreifend” (New York Times) ausnimmt, möchte ich bezweifeln, doch bietet ”About Time” gefälligen Jazz auf hohem Niveau.

Tilman Stamer, 01.09.2007

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