home

N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Responsive image mb-5
Johann Sebastian Bach

Goldberg-Variationen

Rosalyn Tureck

Deutsche Grammophon 459 599-2
(91 Min., 03/1998) 2 CDs

Ob man Bachs “Claviermusik” auf dem modernen Klavier oder auf dem Cembalo spielen soll, ist ein müßiger Streit. Wenn mich bei dieser Neueinspielung der “Goldberg-Variationen” durch Rosalyn Tureck ein Unbehagen beschleicht, dann nicht, weil diese Produktion auf einem Konzertflügel den instrumentenkundlichen Einsichten der historischen Aufführungspraxis zuwiderliefe.
Vielleicht habe ich bloß ein Generationsproblem. Denn neben alten Instrumenten erkunden Cembalisten wie Leonhardt und Koopman, aber auch ein Pianist wie Murray Perahia auch alte Spieltechniken. Nur so ist der Musik des Barock jenes lebendige Atmen zurückzugeben, durch das die Noten beginnen, als Klangrede zu uns zu sprechen. Für Tasteninstrumente fordert dies einen artikulatorischen Feinsinn, der zwischen schwarz und weiß, völlig abgetrenntem Staccato und völlig gebundenem Legato, eine Fülle hell- und dunkelgrauer Nuancen kennt.
Tureck hingegen zerreißt den Fluss der musikalischen Rede durch steten Wechsel zwischen spitzen Staccati und völlig angebundenen Notenpaaren. Auch die Erläuterungen Turecks im CD-ROM-Teil sind in dieser Hinsicht, wie die Dreingabe insgesamt, nicht sonderlich erhellend. Dabei würden gerade die “Goldberg-Variationen” zu einer detaillierten grafischen Darstellung ihrer komplexen Struktur anregen. Einzig interpretationsgeschichtlich ist die Begegnung mit Rosalyn Tureck von Interesse - Glenn Gould hat bei ihr studiert. Stand dieser vorgebliche Revoluzzer also doch fest auf dem Boden der romantischen Virtuosentradition des 19. Jahrhunderts?

Stefan Heßbrüggen, 01.09.2007


Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen



Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Der Komponist Giacomo Orefice (1865–1922) wuchs in einer jüdischen Familie im norditalienischen Vicenza auf und ist vor allem für sein Opernschaffen bekannt. Auch als Pädagoge macht er sich einen Namen, sein berühmtester Schüler war der Filmkomponist Nino Rota. Orefices bekanntestes Musiktheaterwerk ist „Chopin“, für das er die Klavierwerke des polnischen Komponisten orchestrierte. Seine eigene Klaviermusik umfasst überwiegend romantische Charakterstücke, die von Gedichten, […] mehr


Abo

Top