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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Charles Ives

Klaviersonate Nr. 2, The Celestial Railroad u.a.

Steven Mayer

Naxos 8.55 9127
(72 Min., 1/2001) 1 CD

Kaum zu glauben, dass Charles Ives jemals als amerikanischer Max Reger bezeichnet wurde, wie es noch Ende der 1960er Jahre die deutsche Musikkritik zu tun pflegte. Seitdem ist Ives' Rehabilitation aber stetig vorangetrieben worden. Vor allem über seine Klaviermusik und dank der Pionierleistungen von Herbert Henck. Gerade die kolossale Klaviersonate Nr. 2 "Concord. Mass.: 1840 - 60" hat sich da als handfester Beweis etablieren können, wie heterogen, abenteuerlich und phantastisch zugleich Ives sein Spiel mit der Tradition auskostete. Für Pianisten sind die vier Sätze, die vier im neu-englischen Concord lebenden amerikanischen Geistesgrößen gewidmet sind, natürlich schweißtreibende Arbeit. Immerhin stecken in den Satz-Blöcken anspruchsvollste wie oftmals hedonistische Kreuzungen zwischen Tradition und Moderne, zwischen Chorälen, Beethoven-Splittern und harmonischen Verwinklungen, die eine Nähe zu dem kommenden Gewebe von Olivier Messiaen besitzen.
Steven Mayer besitzt für all das das entsprechende Rüstzeug und die Nerven. Wobei Meyer ein gelungener Mittelweg gelungen ist zwischen der kontrastscharfen Einspielung Hencks und den mystischen Klangexplosionen, mit denen Alexei Lubimov die dunklen Seiten der Sonate aufgestellt hat. Den Work-in-Progress-Charakter der Sonate (neben den zwei gedruckten Versionen gibt es weitere 14 handschriftliche) unterstreicht Mayer zudem mit zwei weiteren Klavierwerken, für die Ives Material aus der Sonate recycelte. Um es gerade in "The Celestial Railroad" zunächst in einen Debussy'schen Farbenrausch zu versetzen und dann stampfend auf die Bahnschienen zu setzen. Der leicht jazzige Unterton gelingt da Meyer genauso, wie er dann in der typischen Ives-Parodie "Varied Air and Variations" die Beschleunigen derart brillant und zielsicher hinlegt, dass er durchaus mal die höllischen Piano Player-Studies von Conlon Nancarrow für die eigenen Hände bearbeiten sollte.

Guido Fischer, 01.09.2007


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