Nonesuch/Warner Classics 7559-79605-2
(54 Min., 4/2000) 1 CD
Mit einem ebenso anspruchsvollen wie - im Blick auf ihre bisherige Diskografie - ungewöhnlichen Programm präsentiert sich die Sopranistin Dawn Upshaw in ihrem neuen Rezital: Späte Lieder von Henry Purcell und die eindrucksvolle Sopran-Solokantate "Mein Herze schwimmt in Blut" von Johann Sebastian Bach beleuchten das weite Spektrum und die hohen stimmlichen wie stilistischen Anforderungen barocker Vokalmusik.
Auffällig ist, in welchem Maße auch "konventionelle" Interpreten, wenn sie denn die Bereitschaft dazu gezeigt haben, von den Errungenschaften der historischen Aufführungspraxis profitieren konnten: Obwohl hier auf modernen Instrumenten musiziert wird, ist die Interpretation in punkto Artikulation und rhetorischer Sensibilität um Lichtjahre entfernt von derjenigen eines Karl Richter, zieht man dessen Einspielung von BWV 199 zum Vergleich heran.
Dennoch bleibt Dawn Upshaw mit ihren Begleitern, und dies wird vor allem an den Purcell-Songs deutlich, bisweilen auf halber Strecke stehen: Hört man "If Music Be The Food For Love" oder "An Evening Hymn" von Emma Kirkby, so begeistert die grenzenlose Flexibilität und Anschmiegsamkeit ihrer Linienführung sowie ihre Fähigkeit, die kleinen Koloraturstrecken, die diese Lieder hier und da enthalten, so leicht anzustoßen wie den ersten Dominostein in einer Reihe. Dawn Upshaw hingegen engt ihren Vortrag immer wieder dadurch ein, dass sie ihre Melodien bis in die Einzeltöne hinein zu nachdrücklich steuert oder mit Vibrato versieht. Es fehlt jenes letzte Finish an Eleganz, dass die großen Interpretinnen der Alten Musik solchen Meisterwerken zu geben vermögen.
Michael Wersin, 12.04.2001
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