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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Sergei Rachmaninow

Klavierkonzert Nr. 3, Paganini-Rhapsodie

Jon Nakamatsu, Rochester Philharmonic Orchestra, Christopher Seaman

HMU/Helikon Harmonia Mundi 907286
(65 Min., 9/2000) 1 CD

Früher sei er Deutschlehrer an der High School gewesen, lesen wir im Lebenslauf des Pianisten Jon Nakamatsu. Wer diese Aufnahme hört, wird begrüßen, dass er den Beruf gewechselt hat. Nakamatsu gewann 1997 den Van-Cliburn-Wettbewerb, in dessen Endrunde jeder Pianist Rachmaninows d-Moll-Konzert zu bewältigen hat.
Aber von wettbewerbsgemäßer Schaustellung von Virtuosentum ist dieses Klavierspiel weit entfernt. In ihrer sorgfältigen Unterwerfung unter Rachmaninows sehr konzise Notation ist dies die selbstloseste, uneitelste Interpretation des Werkes, die ich jemals gehört habe. Doch wirkt dieses Spiel nicht unpersönlich oder kühl, es übt einen eigentümlichen Sog aus: immer gefesselter hört man, wie dieser Pianist Details zum Leben und Sprechen bringt, die bisher nur als Verpackungsmaterial mitgeschleppt wurden.
Nakamatsu macht die allgegenwärtige Vielstimmigkeit und ihre Bewegunskräfte und Reibungen hinreißend nachverfolgbar. Gerade in den von Halbwissenden als formal weich abgekanzelten Überleitunssequenzen, etwa den oft gekürzten Episoden der Finale-Durchführung, hören wir motivische Prozesse, deren kontrapunktische Eindringlichkeit in diesen häufig uninspiriert abgewickelten Passagen uns staunen lässt. Höhepunkt ist der zweite Satz, oft bloß larmoyante Klage, gehüllt in die Draperien allzu vieler wallender Noten.
Hier einmal geht Nakamatsu, der Meister noblen Understements, aus sich heraus, malt kühne melodische Bögen in den Variationen 2 und 3. Aber wenn wir uns satt gehört haben, können wir mit der Lupe nähertreten und noch die geringsten kontrapunktischen Verschlingungen, dieses Rankenwerk von Rachmaninows horror vacui, in der von aller fettigen Patina gereinigen Partitur entdecken.
Fabelhaft in ihrer expressiven Nüchternheit die Orchestereinleitung. Überhaupt sind die Rochester Philharmoniker unter dem Briten Christopher Seaman gediegener und wacher als manch großes Orchester. Solche Produktionen geben mir den Glauben an die Plattenbranche wieder!

Matthias Kornemann, 01.09.2007


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