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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Franz Schubert

Sinfonien h-Moll (Unvollendete) und C-Dur (Große)

Scottish Chamber Orchestra, Charles Mackerras

Telarc/In-Akustik CD-80502
(79 Min., 3/1998) 1 CD

Als Charles Mackerras 1987 seine erste Einspielung von Schuberts “Großer” C-Dur-Sinfonie vorlegte (siehe CD-Olymp Folge 6), wirkte der ungewöhnlich rauhe, energisch-geradlinige Ton des radikalhistorischen Orchesters der Aufklärungszeit wie ein frischer Lichtstrahl in der durch Morbidität und Pathos getrübten Diskografie des Werks. Jetzt hat sich der auf die musikalischen Traditionen Österreichs und Böhmens eingeschworene Altmeister britischer Dirigierkunst sogar selbst übertroffen, und mit dem schlank besetzten Schottischen Kammerorchester eine an kammermusikalischer Feinarbeit, rhythmischer Präzision und pulsierender Lebens-Zugewandtheit vorbildliche Interpretation des vielgeschundenen Monuments vorgelegt. Er setzt damit eine neue Referenzmarke und einen klaren und schlüssigen Kontrapunkt zu der unseligen Wiener Tradition bleiern-pathetischer und hoffnungslos-todestrunkener Schubert-Prozessionen.
Mackerras’ glasklares Konzept zeigt sich schon in den ersten Takten der Andante-Einleitung, die er - dem Autograf folgend - im flüssigen Alla-Breve-Takt nimmt, was nicht nur mit allen spätromantischen Zeitlupen-Auffassungen bricht, sondern Schuberts “eigenen Weg” des Sinfonischen gegenüber Haydns und Beethovens langsamen Einleitungen klarer herausstellt.
Der nachfolgende Andante-Satz in a-Moll, im verhaltenen Schritt des leisen, aber rastlosen Wanderns, mit federndem Schritt und unheimlicher Spannung vorgetragen, wirkt wie ein kühner Vorgriff auf die Nachtmusiken Mahlers, und selbst das opernhaft voranstürmende Jubelfinale gewinnt durch Mackerras’ noble Zurückhaltung an Tiefe und Gewissheit.
Diese einzigartige Synthese aus Präzision, Diskretion, Schlankheit und kontrapunktischer Vielstimmigkeit kommt auch der nicht weniger strapazierten “Unvollendeten” zugute, die hier, trotz kammermusikalischer Transparenz, an Intensität und Suggestivität noch gewinnt. In beiden Fällen setzt sich Mackerras mit dem hervorragend eingestellten Orchester souverän an die Spitze der aktuellen Schubert-Erkundung. Und dies in einer solchen hochwertigen Klanggestalt, die auch akustisch das Prädikat “exemplarisch” für sich beanspruchen kann.

Attila Csampai, 01.09.2007


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