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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Franz Schubert

Kennst du das Land?

Johannette Zomer, Arthur Schoonderwoerd

Alpha/Note 1 044
(64 Min., 1/2003) 1 CD

Kurz nach Sibylla Rubens legt nun mit Johannette Zomer eine weitere bisher vor allem durch geistliche Musik bekannt gewordene Sopranistin ein Lied-Rezital vor. Anders als Rubens bleibt Zomer auch im Liedgesang dem historisierenden Ansatz treu und wählt die Kopie eines historischen Klavierinstruments, gespielt von Arthur Schoonderwoerd, zur Begleitung. Die sehr gerade, von häufigem Gebrauch des messa di voce geprägte Singweise, derer Zomer sich wohl ebenfalls in historisierender Absicht befleißigt, wird indes den ausgewählten Gesängen Schuberts über weite Strecken nicht gerecht: Allzu sehr ordnet Zomer die Textdeklamation dem häufig etwas sterilen, bisweilen gar geschmäcklerischen Ausspannen der melodischen Bögen unter; dabei dient dem Rezensenten keineswegs etwa Fischer-Dieskaus zuletzt übertrieben deklamatorischer Vortragsstil zum Vergleich, sondern z. B. Sibylla Rubens’ zwangloses In- und Miteinander von Wort und Ton. Bei Zomer hingegen kommt immer wieder der Verdacht auf, der Text stehe nicht im Zentrum ihres interpretatorischen Interesses, bleibt sie doch mit großer Eleganz, aber dadurch auch mit gefährlicher Glätte an der Oberfläche der Lieder. Dies mag man beim überstrapazierten Ave Maria nach Walter Scott mit einer gewissen Berechtigung versuchsweise zur Methode machen, aber spätestens bei den Mignon-Gesängen aus Goethes Wilhelm Meister beginnt der Hörer etwas zu vermissen: Jenen unbedingten Ausdruckswillen eben, der auch das Gedicht mit einbezieht. Die historische Aufführungspraxis kann diesen Mangel nicht entschuldigen, das haben (leider sehr wenige) Interpreten schon unter Beweis gestellt, z. B. Michael Schopper und teilweise auch Christoph Prégardien (z. B. mit seiner Aufnahme der Winterreise). So ist es zu bedauern, dass ein neuer Versuch der authentischen Annäherung an Schuberts Lieder trotz Arthur Schoonderwoerds äußerst differenziertem Spiel (auf der Kopie eines Instruments von 1800, dessen Klang vor allem hinsichtlich der Intonation etwas schwimmt) nicht zu einem wirklich überzeugenden Gesamtergebnis führte.

Michael Wersin, 01.09.2007


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