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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Jean-Philippe Rameau

Une symphonie imaginaire

Les Musiciens du Louvre Grenoble, Marc Minkowski

DG/Universal 474 5142
(56 Min., 6/2003) 1 CD

"Platée", "Hippolyte et Aricie", "Dardanus", "Anacreón" - das ist bislang die diskografische Ausbeute Marc Minkowskis, was die Bühnenwerke von Jean-Philippe Rameau angeht. Vier Gesamteinspielungen nur. Die aber den gesamten Radius des spätberufenen Opernkomponisten Rameau abdecken, der mit seinem Verständnis von Tragédie en musique und Opéra-ballett das schematische Formdenken Lullys durchbrach. Während aber Lully wenigstens dem Sonnenkönig genügend Instrumentalwerke zwischen die Tanzbeine warf und dessen Ohren pompös umschmeichelte, hielt sich Rameau aus der reinen Orchesterarbeit raus. Glücklicherweise spickte Rameau aber seine Bühnenwerke mit reichlich Intermezzi und Divertissements, so dass sich daraus immerhin eine "Symphonie Imaginaire" zusammenstellt lässt. Wer aber nicht nur Marc Minkowskis Rameau, sondern auch den umfangreicheren Katalog von Dirigenten-Kollege William Christie wie seine Westentaste kennt, dem werden mit diesem Potpourri nur allzu bekannte Appetithäppchen gereicht. Von der Ouvertüre zu "Zaïs" über Tänze aus "Les Boréades" und "Les Indes galantes" bis zu Airs aus "Les Fêtes d'Hébé" und "La Naissance d'Osiris".
Doch selbst diese feinsten Amuse Gueules bekommen unter den Händen von Marc Minkowski und seinen Musiciens du Louvre Drei-Sterne-Qualität. Da schnaufen und pumpen die Streicher, blitzen, donnern und zucken die Bläser dazwischen. Hier stolziert ein Fagott, dort hüpfen die Tambourins, und die Flöten machen es sich in pastoraler Delikatesse gemütlich. Jeder stachelt jeden an, es wird so bunt wie geheimnisvoll getrieben, die Streicher bekommen schnittige Flügel und ungeahnte Fliehkräfte, mit denen sie wie auf einer Sprungschanze zunächst höllische Fahrt bekommen - um furios abzuheben und große Bögen in den Himmel zu malen. Während unten auf dem Boden eine "Henne" wild gackert, rumflitzt und flattert. Stellt man sich dann noch auch vor, wie Marc Minkowski mit seiner typischen Haltung eines dauerwippenden und dauerlächelnden Tanzbärs diesen Aufnahmen Zucker und Zunder gegeben hat, ist das Vergnügen endgültig komplett.

Guido Fischer, 01.09.2007


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