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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Desmond Blue

Paul Desmond

Bluebird/Sony BMG 09026-63898-2
(66 Min., 6/1961 - 3/1962) 1 CD

Früher oder später konnten sie fast alle der süßen Versuchung der Streicher nicht widerstehen, Coleman Hawkins (The Hawk In Hi-Fi), Art Pepper (Winter Moon) und Charlie Parker hatte ihnen vorgemacht, wie man es tut, ohne sich zu kompromittieren: Wenn der Solist ebenso swingt (nicht immer einfach, wenn die Begleiter Nicht-Jazzer sind!) und inspiriert improvisiert wie in seiner gewohnten Umgebung, dann erheben die Jazzfreunde kaum Widerspruch. Manche Saxofonisten tappten in die Kommerz-Falle und produzierten Musik, die heute zu Recht hinter dem Vorhang des gnädigen Vergessens sanft ruht.
Nicht so Paul Desmond. Er hatte Glück mit dem Arrangeur Bob Prince, einem Komponisten von Jazz-Balletten, dessen Feder seine Vorliebe für klassische Musik und Jazz nicht verbirgt und der ein gutes Gespür dafür hatte, mit welchen Vorlagen man Desmond gute Chorusse entlockt. Prince stellte dem geistreichen, sensiblen Intellektuellen ein Orchester mit Streicherapparat, Holzbläsern, Horn, Harfe und klavierloser Jazz-Rhythmusgruppe gegenüber, das für satten Wohlklang sorgte.
Es ist ein Hintergrund, der in Kombination mit einem weniger geschmackssicheren Solisten die überflüssige Sahne zur Creme-Torte abgegeben hätte, Haute-cuisine-Extrasahne, versteht sich. Desmond, dessen Ziel es ja war, zu klingen wie ein trockener Martini, verträgt als Kontrastfolie durchaus solche üppigere Kost und improvisiert gelöst wie in gewohnter Brubeck-Umgebung, und wohl auch froh darüber, einmal mit einem ganz anderen Klangkörper konfrontiert zu sein.
Desmond und Prince gelang die Quadratur des Kreises. Das Album funktioniert sowohl als entspannende Hintergrund-Musik für gehobene Cocktail- und Schlummer-Freuden als auch als auch pures Musikvergnügen für Kenner, die kaum die Nase rümpfen können, weil Prince handwerklich so grundsolide gearbeitet hat. Neben Desmond kommt auch der nicht minder feinsinnige Jim Hall zur Geltung, der von da an für viele Jahre Desmonds Gitarrist der Wahl blieb. So markiert dieses Album auch den Beginn einer wunderbaren Freundschaft.

Marcus A. Woelfle, 01.09.2007


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