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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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100th Birthday Celebration

Coleman Hawkins

Fantasy/ZYX 6095-2
(219 Min., 1271925 - 7/1967) 3 CDs

In keinem Jazzkatechismus, gleich welchen Bekenntnisses, darf er fehlen, der Satz von Coleman Hawkins, dem Vater des Tenorsaxofons. Doch wie es bei derartigen Bekenntnissen häufig ist, bleibt mehr ihr Wortlaut in Erinnerung, als dass sich damit eine inhaltliche Vorstellung verbände. Darum ist in diesem Falle die neuste 3-CD-Birthday-Zusammenmstellung des RONDO-Kollegen Marcus A. Woelfle besonders willkommen. Mit gewohnter Sorgfalt sind die Aufnahmen zusammengestellt und sachkundig erläutert. Wir erfahren, dass Hawkins im Gegensatz zu vielen Vertretern des frühen Jazz eine Collegeausbildung in Harmonielehre und Komposition hatte, wie später die Bebop-Rebellen, mit denen er sympathisierte, und dass auch er das Saxofon zunächst als Kuriositäteninstrument einsetzte, wie die frühen Beispiele mit Ma Rainey, auf denen er die seltene Bassvariante spielt, belegen. Erst nach und nach machte er das Tenorsaxofon mit seinem warmen, robusten und vibratoreichenen Ton zum Jazzinstrument par excellence. Leider verfügt Fantasy nicht über die Rechte an den stilbildenden Aufnahmen aus den 30er Jahren, und besonders schmerzlich vermisst man die legendären Einspielungen von "Body And Soul" und "Picasso", jenen absoluten Meilensteinen in der Geschichte des Tenorsaxofons. Trotzdem fehlt Legendäres nicht, der Sampler wartet mit der ersten offiziellen Studioaufnahme von Thelonious Monk auf, der war nämlich in den 40er Jahren Sideman des Tenoristen. Überhaupt ist Hawkins ausführlich mit Boppern zu hören, mit denen er alles andere als eine schlechte Figur macht, mag man seine punktierten Swing-Achtel auch als etwas sperrig empfinden. Umfangreich ist auch das Material aus den fünfziger und frühen sechziger Jahren vertreten. Als besonders gelungen dürfen die Aufnahmen mit dem einfühlsamen Gitarristen Kenny Burrell gelten. Hawkins erweist sich hier immer wieder als grandioser Architekt des Gesamtsoloaufbaus. Selbst 1967, zwei Jahre vor seinem tragischen Tod in Verwahrlosung, konnte der Altmeister noch zu seltener großer Form auflaufen, wie zwei Tracks demonstrieren. Auch mit dem erzwungenen Mut zur Lücke ist diese Zusammenstellung wunderbares Hörmaterial zur Vaterschaftsfrage des Tenorsaxofons.

Thomas Fitterling, 01.09.2007


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