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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Heavyweights

Sal Nistico

Milestone/ZYX MCD-47096-2
(75 Min., 12/1961, 10/1962) 1 CD

Dass Sal Nistico zu den großen Tenoristen des Jazz gehörte, scheint nur wenigen Eingeweihten bekannt zu sein. Kein Wunder! Der vor elf Jahren in Bern verstorbene Italo-Amerikaner nahm nur wenige Alben unter seinem Namen auf, und von denen ist leider nur ein Bruchteil erhältlich. Nun wurde mit einigen Jahrzehnten Verspätung endlich "Heavyweights", sein Leader-Debüt aus dem Jahre 1961, digitalisiert.
Was der CD nicht gleich anzusehen ist: Sie enthält auch "Comin' On Up!", Nisticos zweites, im folgenden Jahr aufgenommenes Album. Um beide Alben auf eine CD zu bekommen, musste ein Stück des ersten Albums geopfert werden; die Qualität des Gebotenen ist allerdings so hoch, dass einige Sammler nun doch noch verzweifelt wegen dieses einen Stückes nach der Originalpressung suchen werden.
Nistico spielte bei den Mangione Brothers als er durch die Vermittlung von Cannonball Adderley zu dessen Label Riverside kam. Daher wird er - sieht man vom Drummer Walter Perkins ab - auf seinem ersten Album von Cannonballs Sideman begleitet: dem modernen Kornettisten Nat Adderley, dem exzellenten Bud-Powell-Schüler Barry Harris und dem swingenden Tieftöner Sam Jones. Das sind "Heavyweights". Dass auch Nistico auch zu dieser Kategorie gehört, bewies er mit dem gleichnamigen Album: Bop vom Feinsten!
Als die zweite Platte eingespielt wurde, war Nistico eines der Aushänge-Schilder des Woody-Herman-Orchesters. Er war nun etabliert genug, um seinerseits "unbeschriebenen Blättern" eine Chance zu geben. Denn neben Barry Harris und dem damals noch kaum bekannten Bassisten Bob Cranshaw wirken hier zwei italo-amerikanische "amici" mit, der Drummer Vinnie Ruggiero und Sal Amico, ein eher bedächtig musizierender Trompeter. Mit seinem lyrischen Spiel erinnert er entfernt an Chet Baker und Art Farmer. Trotz einer gewissen Unsicherheit spielte er zu vielversprechend, um nach dieser, vielleicht seiner einzigen Talentprobe, vergessen zu werden. Er bildet einen schönen Kontrast zum hotten Tenoristen.
Beide Alben enthalten je einen schnellen Charlie-Parker-Blues, je eine mit viel Gefühl ausgelotete Ballade und eine Fülle guter, unbekannter Originals. Bei alledem reißt Nisticos Spiel durch eine Kombination aus Leidenschaft, Sensibilität und Intelligenz mit. Sein Sound ähnelte zur Zeit der Aufnahmen dem von Gene Ammons, auch wenn Nistico, verglichen mit Ammons, beweglicher und weniger massiv klingt. Als eigenständiger Vertreter der Sonny-Rollins-Schule ist er in seiner Kreativität, die sich nie in Effekten und Stereotypen erschöpfte, mit Hank Mobley zu vergleichen und verdiente eine entsprechende Beachtung. Nun sollten auch die anderen Firmen ihre Nistico-Schätze ausgraben!

Marcus A. Woelfle, 01.09.2007


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