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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Baroque Favorites

Jacques Loussier

Telarc/In-Akustik CD-83516
(58 Min., 6/2001) 1 CD

Es liegt nahe, dass Jacques Loussier nach Vivaldis "Vier Jahreszeiten" und dem für alle Zeiten mit seinem Namen verbundenen Bach auch andere Komponisten der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts verjazzt. Dabei trifft der Titel "barocke Lieblinge" nur bedingt zu: Bis auf drei unvermeidliche Evergreens - den Kanon von Pachelbel, das Largo aus Händels "Xerxes" und das Adagio von Albinoni - stehen eher wenig bekannte Stücke auf dem Programm: Das zum "Take-Five"-Ersatz umfunktionierte Gambenstück von Marin Marais fällt etwas aus dem zeitlichen Rahmen, während zwei Scarlatti-Sonaten als Füllmaterial dienen.
Händel ist noch zweimal vertreten: mit einem Ausschnitt (Sarabande und Variationen) aus der Cembalosuite in d-Moll und dem ausgewachsenen, aber in den Details (Verzierungen, Ad-libitum-Mittelsatz) nur sparsam ausgeführten Orgelkonzert F-Dur "Kuckuck und Nachtigall", beides also auch ursprünglich Werke für Tasteninstrument. Größer scheint da schon der Reiz, ein Oboenkonzert von Alessandro Marcello für Trio zu übertragen. Doch nichts leichter als das: Alle Cembalokonzerte von Bach waren ursprünglich für Geige oder Oboe geschrieben.
Solche für Einrichtungen jeder Art geradezu prädestinierte Vorlagen erleichtern Loussiers Arbeit. Was den Nebenbeihörer erfreut, verdrießt alle übrigen, denn Loussier-Alben klingen so erschreckend absehbar: Man nehme mehr oder weniger eingängige klassische Melodien, phrasiere sie ein wenig jazziger, füge hier und da - falls nicht bereits in der Vorlage enthalten - ein paar Synkopen hinzu und unterlege alles mit einer hellwachen, dabei diskret-gediegenen Begleitung à la Modern Jazz Quartet, welche die barocken Tanzformen gegebenenfalls durch Latin-Rhythmen ersetzt. Fertig ist ein weiteres Serienprodukt, das trotz solider Verarbeitung kein Mensch braucht: Gerade Barockmusik wohnt der Bewegungsimpuls bereits inne.
Doch Loussier hat seine Nische gefunden, die er mittels der vor vierzig Jahren entdeckten Masche füllt. Aus der Not, weder das Zeug zum eigenständigen Jazzer noch zum großen Klassik-Interpreten zu haben, hat er eine Tugend gemacht.

Mátyás Kiss, 01.09.2007


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