Bob Stewart, der Mann, der in den siebziger Jahren der Tuba das Tanzen beigebracht hatte und auf diesem Instrument auch den elegant gleitenden Soloflug des Flügelhorns beherrscht, hat für Stefan Winters JMT-Label zwei Alben als Leader eingespielt.
JMT ist inzwischen Legende, und leider ist dies auch Bob Stewarts Leadertätigkeit auf Tonträger; er ist zwar immer wieder Mitwirkender ambitionierter Projekte, doch zu Verwirklichungen seiner eigenen Musik ist es seither kaum gekommen. In den achtziger Jahren war der Gil-Evans-Alumnus Stewart ein Musiker, der mit seiner First Line Band ebenso aufregende zeitgerechte Musik machte wie die jüngeren Label-Kollegen von M-Base oder dem Tim-Berne-Zirkel. Fett und funky waren schon mal die Rhythmen, doch die Improvisation aus einem ebenso frischen wie frechen Geist der Freiheit blieb das bestimmende Element. "Goin' Home" ist Stewarts zweite Platte für JMT.
Die Rhythmen sind von federnder Leichtfüßigkeit und einem gewissen latin Touch - oder bei den beiden Gastauftritten des Schlagzeugers Ed Blackwell von karnevaleskem New-Orleans-Groove. Wieder ist die Rhythmusgruppe mit einem Gitarristen statt eines Pianisten besetzt, und in der Front Line wirken der Trompeter James Zoller und der Posaunist Steve Turre mit, dazu kommen bei zwei Titeln noch ein weiterer Trompeter und ein Hornist.
Mit diesem beeindruckenden Gebläse zaubert Stewart immer wieder Klänge, die mitunter an Gil-Evans'sche Leichtigkeit erinnern, und doch von einer druckvollen Zeitgemäßheit sind, die sich nie an den Fusion-Zeitgeist anbiedert. Alle Beteiligten sind Meister des logischen interaktiven Diskurses, und so klingt diese Musik auch heute noch im sich abzeichnenden Jahrzehnt geschmäcklerischer Beliebigkeit ungeheuer frisch und stimmig.

Thomas Fitterling, 01.09.2007

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