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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Septober Energy

Centipede

BGO/Edel Contraire 485
(85 Min., 6/1971) 2 CDs

Eigentlich besaß der Hundertfüßler hundertzehn Beine, denn Keith Tippett hatte fünfundfünfzig Musiker zu jener Session geladen, die an drei Tagen ein Bindeglied zwischen Free Jazz und Rockjazz einspielten. Mitglieder von Ian Carr's Nucleus und Soft Machine, aber auch die mit Tippett verheiratete Pop-Diva Julie Driscoll befanden sich in dem mit dreizehn Geigern, sechs Cellisten, fünf Trompetern, elf Saxofonisten, vier Posaunisten, drei Schlagzeugern, einem Gitarristen, fünf Stimmen, sechs Bässen und Keith Tippett am Flügel recht üppig besetzten Ensemble.
Sie brachen in wilde Free-Exkursionen auf, fanden dann aber zu einem steten Beat, lösten diesen in Zirpen und Fiepen auf, wechselten von brachialen Tutti zu filigranen Improvisationen: ein vergnügliches Happening. Spontaneität und Disziplin, eindeutig geplante Passagen und Zufallskonstrukte halten sich in den vier Teilen des "Septober Energy" genannten Stücks die Waage. Der Beginn von "Part One" täuscht: Auf die freien Klänge folgen noch im selben Abschnitt Rockjazz und in "Part Two" ein früher Ethno-Puls.
"Part Three" prägt ein stolpernder Schlagzeugmarsch als Basis für ein vergnügtes Bläser-Gewimmel, bevor sirrende Streicher und Stimm-Kakofonie das Bild prägen. Fürs Finale schaukelt sich das Kollektiv zur hymnischen Mixtur aus dichtem, rockig pulsierendem Kollektivspiel und Gesang mit der Kernzeile "Unite for liberation" hoch. Treffender lässt sich die unruhige Atmosphäre zu Beginn der siebziger Jahre kaum in Töne fassen.

Werner Stiefele, 01.09.2007


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