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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Swing To Bop

Charlie Christian

Dreyfus Jazz Refernce/Edel Contraire
(66 Min., 10/1939 - 5/1941) 1 CD

Diese Zusammenstellung empfiehlt sich bestens als Einführung für Jazzneulinge in das schmale Œuvre des frühverstorbenen Charlie Christian (1916-1942). Der besondere Rang dieses außergewöhnlichen Musikers dürfte sich allerdings heutigen, jazzhistorisch unbewanderten Hörern, zumal den jüngeren, kaum sofort erschließen. Sie werden in den Aufnahmen einen expressiven, bluesigen Gitarristen wahrnehmen, seinen schnörkellosen, direkt auf den Punkt kommenden Linien gerne zuhören, sich vielleicht aber wundern, was daran so außergewöhnlich sein soll. „Haben wir das alles nicht schon irgendwie gehört?“
In der Tat: Die Gitarre, zumal in ihrer elektrischen Verstärkung, ist heute das populärste Instrument: Nicht nur die Blues-, Rock-, und Pop-Gitarristen sind Idole, auch im Jazz hat das Instrument eine Beliebtheit, wie sie einst Trompetern und Saxofonisten zukam. Wer entsinnt sich, dass das gerade diesem Charlie Christian zu verdanken ist, der zwar nicht als erster in den dreißiger Jahren das Instrument elektrisch verstärkte, aber durch seinen einfallsreichen Umgang damit die Elektrifizierung durchsetzte – selbst Django Reinhardt, der es wahrlich nicht nötig hatte, sah sich im Nachhinein dazu gezwungen – und Generationen von Gitarristen prägte.
Ganz nebenbei bereitete Christian auch noch den Bebop vor. Unzählige Gitarristen haben nach Christian die Musik-Szene betreten, auch virtuosere und raffiniertere. Und die meisten von ihnen, seien sie nun Bopper oder Rock ’n’ Roller, stehen tiefer in seiner Schuld, als sie selbst wissen. Deshalb kommt Christian selbst jenen, die ihm zum ersten Mal hören, vor wie „das Normalste von der Welt“.
Bei voller Ausnutzung der möglichen Spielzeit hätte man auch ein Beispiel mit Edmond Hall oder noch manch anderes bringen können. Dennoch gibt es kaum Grund zur Klage. Die Auswahl enthält viele Höhepunkte aus Christians Schallplattenwerk: Aufnahmen mit Benny Goodman (dem das Verdienst zukommt, den schwarzen Gitarristen als erster gefeaturet zu haben), Live-Einspielungen aus der Carnegie Hall (mit Lester Young) sowie "Minton’s Playhouse" und "Clark Monroe’s Uptown House". In diesen beiden Experimentierküchen des Bebop wurde Christian 1941 bei Sessions mit Größen wie Dizzy Gillespie und Kenny Clarke aufgenommen, kurz bevor der Bebop als solcher erkennbar wurde und kurz bevor der erkrankte Meister für immer seine Gitarre aus der Hand legte.

Marcus A. Woelfle, 01.09.2007


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