DG/Universal 474 291-2
(59 Min., 2/2003) 1 CD
Wenn man die Aufnahmen der jeweils ersten Klavierkonzerte von Tschaikowski und Mendelssohn hört, die Lang Lang hier präsentiert, sind gewisse Begriffe schnell zur Hand: Von hervorragender Virtuosität und Brillanz kann die Rede sein, von beeindruckender Geläufigkeit, Sicherheit im Anschlag und dem Gefühl für den richtigen, den Umständen entsprechenden Ton.
Was der 1982 in China geborene Pianist nicht vermittelt, ist ein tieferer, bleibender Eindruck, und das ist wohl zumindest teilweise auch auf Daniel Barenboim zurückzuführen. Alles andere als lebendig, ja mit zähem Tempo geht er an Tschaikowskis Klavierkonzert heran, von dem man freilich keine leichte Eleganz, wohl aber aufwühlende Präsenz erwarten kann, die so aber nicht zustande kommt. Lang Langs Spiel erschöpft sich leider in einer virtuosen Präsentation der vom Komponisten vorgegebenen Form und interpretatorischer Konventionen. Was hier fehlt, ist der Esprit, das Ungewöhnliche, Unerwartete, ein Ausbrechen aus den Konventionen zugunsten der eigenen, vielleicht sogar spontanen Idee.
Dem Konzert von Mendelssohn ergeht es da etwas besser, auch weil hier die Tempi stimmen und das Chicago Symphony Orchestra den weniger emphatischen Ton Mendelssohns besser trifft. Lang Langs Spiel wirkt beim raschen Tempo des ersten und des letzten Satzes schlanker, eleganter, über weite Strecken sehr staccatohaft, bleibt aber nichtsdestotrotz an einer Oberfläche stehen, an der die Emotionalität wie Wasser von einer gut gewachsten Oberfläche abperlt.
Matthias Reisner, 01.09.2007
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