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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Robert Schumann

Manfred op. 115

Klausjürgen Wussow, RIAS Kammerchor, Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, Gerd Albrecht

Koch/Schwann 3-6774-2
(65 Min., 7/1984) 1 CD

Zu wenig dramatische Zuspitzung, zu wenig Musik? Was eigentlich kann der Grund dafür sein, dass Robert Schumanns „Manfred“ op. 115 den Weg in das musikalische Bewusstsein der Hörer nicht findet? Ist es die verstörend radikale Subjektivität, die den von Schumann auf verknapptesten Handlungsraum zusammengezogenen Text von Lord Byron kennzeichnet? Ist es die Tatsache, dass Schumann musikalisch kaum illustriert, vielmehr bis zur Grenze der Lakonik „nur“ Atmosphäre schafft?
Wie auch immer, dieses „dramatische Gedicht“ sollte endlich gebührend zur Kenntnis genommen werden. Und nicht nur die Ouvertüre, zweifellos eine von Schumanns großartigsten Schöpfungen, die man sich in der Aufnahme des Deutschen Sinfonieorchesters Berlin unter Gerd Albrecht schärfer konturiert vorstellen könnte. Rundherum erfreulich ist, mit welcher Sensibilität Albrecht die atmosphäreschaffenden Nuancen aushorcht, nie krampfhaft um dramatische Illustration bemüht ist. Dramatisch aufbegehren darf der RIAS-Kammerchor im Umkreis der Arimans-Geschichte. Gerd Albrecht lässt ihn dort ebenso präzise ausbrechen, wie er ihn zu einer homogenen Klanglichkeit im „Requiem“ führt. Die vier Vokalsolisten nutzen ihre geringeren Profilierungsmöglichkeiten.
Wahrhaft im Zentrum aber steht der Manfred des Klausjürgen Wussow. Wie er aus der goetheschen Faust-Nähe durch die Unterstreichung eigenen Verschuldens und Scheiterns an sich selbst zu der besonderen Figur wächst, das wird mit bewundernswerter Artikulation, Intonation und einer heute schon oft verschütteten Pausenbewusstheit vorgeführt. Wenn diese Aufnahme dazu beitragen könnte, Schumanns Werk dem Konzertsaal zu gewinnen, dann durch Wussows Sprecherleistung. Und sollte ein Hörer das Selbstbewusstsein eines romantischen Helden, sein „ich fuße auf der eigenen Kraft“ nicht ertragen, überdauernd bleibt doch am Schluss das „Lux perpetua“, eine Idee, die bis in die Gegenwart von Udo Zimmermanns „Psalm der Nacht“ hinein fortgewirkt hat.

Alfred Kornemann, 01.09.2007


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