Die Kolumnisten dieser Welt sind aufgefordert: Taucht Eure Feder in das Tintenfass und verfasst eine geharnischte Philippika gegen die CD-Covers, welche unsere Augen anzuschauen gezwungen sind. Und fangt gleich mal mit diesem Album an, dem wir nach dem ersten Schock und der Vermutung, es handle sich um eine neue Chill-out-CD oder sonst was, immerhin entnehmen dürfen, dass es einige Sonate da camera des hochmögenden Barockkomponisten Antonio Vivaldi in sich birgt. Was aber, bitteschön, soll dieses schöne weibliche Wesen, in Eis gegürtet, von Eis auch in den Haaren beklebt, mit Eisstaub über den (geschlossenen) Augen, dem wohlgeformten Näschen, an diesem Platze? Was hat sie mit Vivaldis Musik zu tun?
Sei es. Genug des Ärgers. Die Aufnahme, dargeboten auf historischem Instrumentarium (oder dessen stilgerechtem Nachbau) ist ansprechend. Sie verschweigt nicht die Dissonanzen in Vivaldis Musik, nicht seine Härten, seine Schroffheiten. Sie teilt, in den forsch formulierten, eine Spur zu Cembalo lastigen Ecksätzen, etwas mit von den dynamisierenden Prozessen, von den harschen Konflikten, von der zum Teil real existierenden Ruppigkeit in Vivaldis Melodik. Was ihr mangelt, sind die delikaten Augenblicke, gerade in den langsamen Sätzen; ist, letztlich, der Esprit, das gewisse Etwas. Es handelt sich, mit den bösen Worten des Kolumnisten gesagt, um Konfektionsware.
Tom Persich, 12.06.2004
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