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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Anton Webern

Lieder

Mitsuko Shirai, Hartmut Höll

Capriccio/EMI 10 862
(64 Min., 1/1999, 4/1999, 9/1999) 1 CD

Es ist faszinierend, das Liedschaffen Anton Weberns auf dem Weg zu einer ausgereiften atonalen Kompositionsweise zu verfolgen. In den Jahren 1900 bis 1904 entstanden zunächst zahlreiche niemals mit Opuszahlen versehene Lieder, die hörbar an Hugo Wolf anklingen. Neben einigen extravertierteren Titeln überwiegt auch hier schon der aphoristische, hochsensibel an jeder Nuance des Textes orientierte Stil.
Der bevorstehende Ausbruch aus der Dur-Moll-Tonalität wird dann greifbar in den "Fünf Liedern nach Gedichten von Richard Dehmel", ebenfalls ohne Opuszahl: Durch starkes Alterieren wird die Harmonik mehr und mehr verschleiert; die Linie der Gesangsstimme ist von zusehends weiteren Intervallen und Sprüngen geprägt. Mit den beiden Stefan-George-Zyklen op. 3 und 4 ist schließlich die Atonalität erreicht, und Opus 12 weist dann den Weg zur Zwölftontechnik. Die Kombination dieser ersten Lied-Werke mit den frühen Liedern offenbart in eindrucksvoller Weise, wie selbstverständlich und logisch Weberns Entwicklung sich zur Atonalität hin bewegen musste, wie er damit sein hervorragendes kompositorisches Handwerkszeug verfeinern konnte.
Die Sopranistin Mitsuko Shirai und der Pianist Hartmut Höll sind ein hervorragend aufeinander eingespieltes Team; viele Jahre engster Zusammenarbeit haben zu einer traumwandlerischen Sicherheit in der musikalischen Kommunikation geführt. Hartmut Höll beherrscht die klanglichen Möglichkeiten des Klaviers mit atemberaubender Perfektion. Einziger - leider aber nicht unerheblicher - Nachteil des Duos ist die Stimmgebung Mitsuko Shirais. Ihre Vokale sind immer überschattet, fast nie hört man ein klares, offenes "A", der Gesang scheint meistens mehr nach innen als nach außen zu dringen. Dadurch ergeben sich auch große Schwierigkeiten mit der Textverständlichkeit: Der beim Hören von "Aufblick" überrascht ins Beiheft schauende Hörer entdeckt, das es dort nicht "Heissassa, die Sterne funkeln" heißt, sondern vielmehr "einstmals sahn wir Sterne funkeln".
Wie frisch und geschmeidig diese Lieder klingen können, wenn eine helle, direktere Stimmgebung die Basis bildet, zeigen beispielsweise die Interpretationen der Lieder op. 3 und 4 von Heather Harper, begleitet von Charles Rosen (Sony). Sie seien zum Vergleich empfohlen.

Michael Wersin, 01.09.2007


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