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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Iannis Xenakis

Werke für großes Orchester Vol. 1 (Aïs, Tracées, Empreintes, Noomena, Roaï)

Spyros Sakkas, Béatrice Daudin, Philharmonisches Orchester Luxemburg, Arturo Tamayo

Timpani/Note 1 3 377891 310578
(59 Min., 2/2000, 4/2000) 1 CD

An Iannis Xenakis scheiden sich die Geister: Die einen sehen in ihm einen Großmeister der Moderne, einen, der nie altersmilde geworden ist, kurz: den einzig legitimen Nachfolger Edgard Varèses. Den anderen ist schlicht ein Rätsel, was seine Klänge mit Musik zu tun haben sollen. Tatsächlich gibt es selbst in den Kreisen der Nachkriegs-Avantgarde kaum einen kompromissloseren Komponisten als Xenakis, Komponist und Architekt, als letzterer Schüler und Mitarbeiter Le Corbusiers.
An bizarre Architekturen erinnern auch seine Werke: Zustände eher als Entwicklungen, oft auf mathematischer Grundlage entworfen, geprägt von Tontrauben-Konglomeraten und Wasserfällen aus Glissandi, oft statisch, in der enormen Kraftentfaltung, die diese Stücke von allen Beteiligten erfordern, gleichzeitig enorm dynamisch. In ihrem Extremcharakter führt diese Musik ein Einzelgänger-Dasein, hat mit Traditionen gleich welcher Art nichts zu tun, auch nicht mit denen der Avantgarde. Es ist, trotz der ausgeklügelten Technik, ein eher archaischer, vorzeitlicher Geist, der aus diesen Werken spricht.
Arturo Tamayo, der viel mit Xenakis zusammengearbeitet hat, legt hier die erste Folge der Werke für großes Orchester des am 4. Februar gestorbenen griechischen Komponisten vor. Xenakis-Verehrer werden nicht daran vorbeikommen - auch wenn bessere Orchester vorstellbar sind als das kompetente, aber doch etwas neutral klingende Orchester aus Luxemburg.
Dem Nicht-Gläubigen wird nach Anhören dieser CD aber auch eines offenkundig, nämlich die doch recht geringe Variations- und Ausdrucksbreite von Xenakis' Musik. Dieses gnadenlose Dauer-Fortissimo, das Aufeinandertürmen von gusseisernen Klangballungen, das einige als Intensität empfinden mögen, wird auf die Dauer selbst einem alten "Modernski" wie mir zu viel. Wer die Chance hat, in die CD hereinzuhören, versuche es mit "Tracées". Nach diesen für Xenakis typischen fünf Minuten dürften die meisten Hörer entschieden haben, welcher der eingangs erwähnten beiden Gruppen sie sich zugehörig fühlen.

Thomas Schulz, 01.09.2007


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